Solingen Schneisen der Verwüstung

Solingen · Im Januar fegte "Kyrill" über Solingen. Zirka 10 000 Bäume brachen. Jetzt laufen die Aufräumarbeiten, aber es könnte sein, dass der Sturm noch für weitere Probleme sorgt: in den öffentlichen Kassen.

Sturmschäden nach Kyrill in Solingen
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Sturmschäden nach Kyrill in Solingen

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Foto: Martin Kempner

Solinger Stadtpläne gehören in diesen Tagen nicht gerade zur Lieblingslektüre von Ernst-Friedrich Honscheid. Denn wenn der Bedienstete des Stadtdienstes Umwelt und Natur einen Blick auf ein solches Kartenwerk riskiert, wandern seine Augen unwillkürlich in die südlichen Gefilde der Klingenstadt. Vor allem dort hat der Orkan "Kyrill" im Januar eine Schneise der Verwüstung geschlagen — die demnächst auch noch finanzielle Probleme mit sich bringen wird.

Zwischen der Ohligser Heide und Burg tobte der Sturm am heftigsten. Die Aufräumarbeiten laufen auf vollen Touren, doch noch kann niemand mit Gewissheit sagen, welchen Schaden der "Jahrhundertsturm" in Solingen angerichtet hat. "7000 Kubikmeter an Bäumen", schätzt Ernst-Friedrich Honscheid, hat "Kyrill" innerhalb der Stadtgrenzen und in nur wenigen Stunden zu Kleinholz gemacht. Das sind, grob geschätzt, 10 000 Bäume, die nicht standhielten und in den kommenden Monaten verarbeitet werden müssen. "Wir sind sicher ein Jahr lang beschäftigt", erklärt Markus Schlösser, Revierförster im Solinger Osten.

Während die nördlichen Stadtteile noch verhältnismäßig glimpflich davonkamen und Ausflügler zum Beispiel in Müngsten über die weithin intakte Natur staunen, bietet sich den Besuchern der Ohligser Heide an mancherorts ein wahres Horrorszenario — umgeknickte oder ausgerissene Bäume, so weit das Auge reicht.

"Aber das sind Schäden, die noch beherrschbar sind", relativiert Reinhart Hassel, Leiter des Forstamtes Mettmann. Als der Orkan am 18. Januar mit kaum für möglich gehaltener Kraft auf das Bergische Land zuraste, gab Hassel seinen Leuten den Befehl zum geordneten Rückzug. "Viel zu gefährlich" sei es damals gewesen, erinnert er sich. Eine richtige Einschätzung, wie die Förster feststellten, als sie in der ersten Ruhe nach dem Sturm das Ausmaß der Verwüstung inspizierten. "In meinem Revier sind es die Gebiete Strohnerhöhe sowie Balkhausen, die schwer getroffen wurden", berichtet Markus Schlösser , der mit drei Kollegen die Aufräumarbeiten vorantreibt.

Dabei ist es aber nicht damit getan, das Holz einzusammeln und zu verarbeiten. Denn zum einen fehlen Lastwagen, die die anfallenden Mengen bewältigen können. Und zweitens werden die Sägewerke der Region zwischenzeitlich mit umgefallen Bäumen förmlich zugeschüttet — mit der Folge, dass einige Betriebe nun die Annahme verweigern. Bis die Werke wieder Kapazitäten frei haben, müssen die liegengebliebenen Hölzer vor Witterungsschäden bewahrt werden, was zusätzliches Geld verschlingt.

Andere pekuniäre Folgen des Überangebots sind bereits zu erahnen. "Die Preise für Holz werden sicherlich sinken", ist sich Ernst-Friedrich Honscheid sicher, der aber auch gute Neuigkeiten zu verbreiten hat. "Die Hauptwege sind wieder frei. Dort besteht keine Gefahr mehr", erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Vorsicht ist nur noch abseits der großen Wege geboten.

(RP)
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