Schloss Burg in Solingen Große Veränderungen im und am Palas

Solingen · Die Burgmauer wurde saniert und der Rohbauzustand im Palas hergestellt. Nun beginnt die Wiederherrichtung im Inneren von Schloss Burg. Das verändert sich alles.

 Am Palas wird nicht nur die historische Fassade saniert, auch die alte Betondecke muss weichen.

Am Palas wird nicht nur die historische Fassade saniert, auch die alte Betondecke muss weichen.

Foto: Rosa Röhder

Derzeit stehen an den Fassaden und Mauern rund um Schloss Burg noch Baugerüste, sodass von der äußerlich bereits erfolgten Sanierung noch nicht viel zu sehen ist. Trotz allem ist das Museum im Bergfried geöffnet und auch die Statue von Graf Adolf I. aus dem Jahr 1902 bleibt von den Abdeckungen und Arbeiten verschont. Die umfassenden Maßnahmen, für die ein Budget von 32,5 Millionen Euro vorgesehen ist, finden noch bis 2025 an Schloss Burg statt. Alles in allem seien die Arbeiten derzeit im Zeitplan. „Es gibt immer einige Wochen Verzögerung. Aber insgesamt hält sich alles im Rahmen. Man weiß allerdings nie, was noch kommt“, sagt Philipp Reinsdorf, Mitarbeiter der Sanierung Schloss Burg im Dienst der Stadt Solingen.

Die größten Veränderungen finden derzeit rund um den Palas statt. „Der Rohbauzustand ist hergestellt, nun kommt die Wiederherrichtung“, sagt Philipp Reinsdorf. So wird der Raum zwischen der Kapelle und dem Palas komplett entkernt, um dort den Aufzug einzubauen, der sowohl die Kapelle als auch den Palas barrierefrei macht. „Alle Ebenen können dann mit dem Aufzug erreicht werden“, sagt Matthias Veldboer, Abteilungsleitung der Sanierung Schloss Burg im Stadtdienst.

   Die Mauern der Nordterrasse werden derzeit noch restauriert, der innenliegende Bereich wird in Zukunft in einen Minnegarten verwandelt. 

Die Mauern der Nordterrasse werden derzeit noch restauriert, der innenliegende Bereich wird in Zukunft in einen Minnegarten verwandelt. 

Foto: Rosa Röhder

Um die historische Substanz zu erhalten, die auf 1225 zurückdatiert, werden die Außenmauern von einem Restaurator händisch bearbeitet. Die restlichen Mauern, die nicht aus dem Mittelalter stammen, werden hingegen maschinell verfugt. Nachdem im Jahr 1920 das Dach des Palas abgebrannt ist, wurde statt der ursprünglichen Holzbalken eine Betondecke eingesetzt. Da diese aber nicht sehr langlebig ist, wird nun der Beton Stück für Stück abgetragen, um zu vermeiden, dass das gesamte Gebäude einstürzt, und durch eine neue Holzbalkendecke ersetzt. Der Zustand vor dem Brand soll bis zum Herbst wiederhergestellt werden.

Eine weitere Veränderung an Schloss Burg: Es wird bunter werden. Denn die dunkle Holzvertäfelung, die zuvor an Decke und Wänden angebracht war, entspricht nicht dem Ursprungszustand. Unter dem Holz wurden an einigen Stellen bunte Malereien an den Wänden gefunden, die nun rekonstruiert werden. Zudem wurden auch dekorative Malereien entdeckt, die von der Düsseldorfer Malerschule stammen und somit NRW-weit einzigartig sind. Um diese während der Arbeiten zu schützen, sind sie derzeit mit Stoffbahnen verhangen. Außerdem wird alle zwei Wochen von einem Restaurator überprüft, ob Schäden entstanden sind.

Die Sanierung der Burgmauern ist größtenteils abgeschlossen, dort fehlt lediglich die Beleuchtung, die am Boden vor der Mauer angebracht wird. Mitte Oktober sollen diese Arbeiten jedoch komplett fertig gestellt sein. Auch die Dächer an der Wehrmauer wurden bereits erneuert und die Dachspitzen mit integriertem Blitzschutz angebracht. Bei der Sanierung der Mauern wurde zudem eine Treppe entdeckt, die bislang eingemauert war und nun für die Besucher wieder zugänglich ist. Um den Rettungsweg wieder sicherzustellen, wurden auch die Stufen, die auf die Burgmauer führen, erneuert. Das gesamte Material, das bei der Restaurierung der Mauern abgetragen wurde, wird beim Wiederaufbau verwertet. Dadurch musste bis jetzt kaum Gestein dazugekauft werden.

Geplant ist, dass Schloss Burg barrierefreier wird. So sollen alle Zugänge, sofern möglich, rollstuhlgerecht und die einzelnen Etagen in den Gebäuden durch Aufzüge erreichbar gemacht werden. Auf dem Vorplatz wurde bereits die Treppe entfernt. Hier soll eine neue, kleinere Treppe angebracht und die Steigung deutlich abgeflacht werden. Zudem soll ein Leitsystem für Menschen mit Sehbehinderung entstehen.

Auch sicherheitstechnisch wird Schloss Burg auf den neuesten Stand gebracht. In Abstimmung mit der Feuerwehr wird nun auf dem Brunnenhof vor der Nordterrasse ein Tank eingelassen, der 36.000 Liter Löschwasser bereithält und so eine Löschzeit von zwei Stunden garantiert. Beim Ausheben des Bodens für den Tank, wurden zwei Stücke einer alten Mauer aufgedeckt. So gehört die eine zu einem alten Wirtschaftshaus aus dem 13. Jahrhundert. Um das Loch weitergraben zu können und die Mauern zu erhalten, müssen sie nun zuerst geschützt und abgesichert werden.

Die Arbeiten an der Nordterrasse sind in vollem Gange. Diese wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Dort soll in Zukunft eine Art Minnegarten mit Beeten entstehen, bei denen die Blumen und Pflanzen in geometrischen Formen angeordnet sein werden. Nach Abschluss der Arbeiten soll sich die Nordterasse auch für Hochzeiten eignen. Innerhalb der Kernanlage wird es hingegen kaum Bepflanzung geben, um die Atmosphäre so authentisch wie möglich zu gestalten. Zudem wird sowohl der gesamte Boden im Innenhof als auch die noch asphaltierte Fläche des Schlossplatzes einheitlich mit regionaler Grauwacke gepflastert, die auch an den Fassaden der Gebäude zu finden ist.

Das Pferdestallgebäude, welches seit April 2021 saniert wird, ist von außen bereits fertiggestellt. Dort wurde der zweite ursprüngliche Eingang rekonstruiert und auch das Fachwerk instandgesetzt, das sich am oberen Teil des Gebäudes befindet. Zudem musste auch die Statik des Gebäudes wiederhergestellt werden, da durch die drei ehemaligen Tore der mittlere Balken abgesackt war. Nun wird der Pferdestall von innen abgerüstet und anschließend saniert.

„In der unteren sowie der ersten Etage wird eine Bibliothek errichtet. Dort wird man sowohl Literatur als auch Archivmaterial finden“, sagt Matthias Veldboer. Die historischen Futtertröge werden erhalten bleiben. Auch die Bibliothek wird barrierefrei sein. Die Fenster werden nach den historischen Vorgaben erneuert. Historische relevante Fenster werden erhalten und lediglich aus energetischen Gründen durch eine zweiten Scheibe unterstützt. Auch die Kapellenfenster, die rund 120 Jahre alt sind, werden konserviert, auch hier alles in Abstimmung mit dem Denkmalschutz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort