Solingen Schlechte Tage vor Gericht

Solingen · 30-Jähriger versucht mehrere Vorwürfe von Körperverletzung zu erklären.

30-Jähriger versucht, mehrere Vorwürfe von Körperverletzung zu erklären.

Ein Solinger, der sich derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung zu verantworten hat, ist bei Gericht kein Unbekannter. Allerdings war der 30-Jährige der Ansicht, diesmal sei alles ganz anders gewesen. Und wenn er schon mal da sei, könne er auch gleich die Gelegenheit nutzen, um seine Sichtweise zu schildern.

Da war als erstes der Streit mit dem Busfahrer. Auf den soll er erst im Bus der Linie 684 mit seinen Fäusten und dann auch noch an der Haltestelle am Rathausplatz mit einem Rattanstuhl eingeschlagen haben. Vorausgegangen sein soll ein Streit ums Ticket. Der Busfahrer hatte die Türen geschlossen und die Polizei gerufen, der Angeklagte flüchtete auf den Rathausplatz. "Die kennen mich hier alle. Ich wollte mich auf keinen Fall dort festnehmen lassen", erklärt der 30-Jährige sein Fliehen. Dem hinter ihm her eilenden Busfahrer habe er mit dem Stuhl beworfen - das sei richtig. Man habe die Sache später aber geklärt - auch im Bus und mit dem Eingeständnis des Busfahrers, er habe einen schlechten Tag gehabt.

Keinen guten Tag hatte offenbar auch der Bruder einer Nachbarin des Angeklagten. Als der vor der Wohnungstür der Schwester herumgepöbelt habe, sei der Angeklagte helfend herbeigeeilt. Er habe den betrunken wirkenden Mann den Flur entlang geschoben und als der die Treppe herunter gefallen sei, habe er bei den letzten Stufen noch mit dem Fuß nachgeholfen. Keinesfalls habe er ihn im Hausflur liegenlassen wollen. "Da wohnen ältere Leute, ich wollte für Ruhe sorgen", erklärte der Angeklagte.

Dass er kurz darauf seinen Schneider verprügelt hatte, weil der sein Geld nicht haben wollte - ja, das könne ein Gerichtspsychologe bestimmt erklären. Der Mann sei ein Kinderschänder, der ihm gesagt habe, er solle sich sein Geld wohin schieben. Diesmal habe er selbst einen schlechten Tag gehabt. Er habe dem Schneider eigentlich nur eine Backpfeife gegeben. "Dass der sich dann wehren wollte, hat mich wütend gemacht", ließ der Angeklagte wissen. Da könne die Lage schon mal eskalieren. Und der Angriff mit einem Aluminiumrohr vom Blumenladen nebenan auf den Besucher eines Kiosks? "Das war Notwehr", erklärte der Angeklagte.

Er selbst habe nun jedenfalls seriöse Zukunftspläne geschmiedet. Er wolle nach Aachen ziehen und dort ein neues Leben anfangen. Möglicherweise kommt die Einsicht zu spät. Aus der U-Haft heraus könnte es nach dem Urteil direkt weitergehen in den Strafvollzug oder in die forensische Psychiatrie.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort