Schellack-Platten bringen Erinnerungen zurück DJ mit Grammophonen legt in Solinger Seniorenheimen auf

Solingen · Thomas Gatawetzki-Köppchen sammelt alte Schellack-Platten. Seit ein paar Jahren gestaltet er mit seinen vier Grammophonen ehrenamtlich Musiknachmittage in Seniorenheimen in Solingen. Die Bewohner leben richtig auf.

 Thomas Gatawetzki-Köppchen sammelt leidenschaftlich Schelllackplatten  - er hat schon 2000 Stück - und hat vier originale Grammophone.

Thomas Gatawetzki-Köppchen sammelt leidenschaftlich Schelllackplatten  - er hat schon 2000 Stück - und hat vier originale Grammophone.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn aus dem Trichter des alten Trichtergrammophons Musik erklingt. Schon wenn sie die ersten Töne hören, beginnen die Gesichter der Menschen zu strahlen. Es sind alles Bewohner des Malteserstifts St. Antonius, die sich im Restaurant versammelt haben, um einen heiteren Musiknachmittag zu erleben. Dazu hat Thomas Gatawetzki-Köppchen aus seinem Fundus von rund 2000 Schellackplatten hundert Exemplare mitgebracht. Darunter sind bekannte Schlager und Musik von den 1920er Jahren bis hin zu 1958, dem Ende der Schellackplatte.

„Ich bin ein leidenschaftlicher Schellackplatten-Sammler“, gibt Thomas Gatawetzki-Köppchen zu. Und nicht nur das. Um die schwarzen Scheiben wirklich angemessen abspielen zu können, hat er gleich vier Grammophone – alles Originale. „Es war immer mein Traum, auch ein Trichtergrammophon zu haben“, erzählt er, „diesen Traum habe ich mir dieses Jahr erfüllt“.

Doch der Sammler wollte keine Kopie und erst recht keins der vielen „zerbastelten“ Grammophone. Deshalb hat er sein Trichtergrammophon auch direkt beim Phonomuseum Dormagen gekauft. Das Trichtergrammophon ist für die Platten der 1920er Jahr bestimmt. Für die anderen hat Thomas Gatawetzki-Köppchen einen Röhrenverstärker mit speziellen Resonanzboxen dabei und ein weiterer Trichterlautsprecher von 1924 spielt ebenfalls mit. „Wir vereinen die Technik von 50 Jahren“, meint Gatawetzki-Köppchen lächelnd.

Vor drei Jahren suchte der Verein Lebensherbst Kontakt zum Ohligser Sanitätshaus Köppchen. „Wir waren so begeistert, dass wir direkt Mitglied geworden sind.“ Seitdem ist Thomas Gatawetzki-Köppchen ehrenamtlich mit seinen Schellackplatten in Seniorenheimen in Solingen und Umgebung unterwegs, um die Musik zu den Menschen zu bringen.

Bis zu vierzehn Musiknachmittage gestaltet er mit seinen Schellackplatten im Jahr. „Es ist so schön zu sehen, wie die Leute wieder aufleben“, sagt er. Auch die Leiterin des Malteserstifts, Marion Huss, freut sich über den musikalischen Ausflug ins letzte Jahrhundert, der so viele Erinnerungen weckt. „Wir möchten den Leuten, die hier wohnen und nicht mehr an Veranstaltungen außerhalb teilnehmen können, im Haus etwas bieten“, erklärt sie. So holt das Malteserstift die Veranstaltungen aus der Stadt einfach in die Schützenstraße. Diese Termine bringen die Bewohner zusammen. So entstehen auch Freundschaften. Gemütlich bei Kaffee und Kuchen der Musik aus früher Jugend zu lauschen und an den ersten Tanz zurückzudenken, verbindet.

Auch Bewohnerin Edith Schauland erfreut sich an der Musik. „Natürlich kenne ich die Lieder“, sagt sie, obwohl ihr auf Anhieb kein Lieblingslied einfallen will. „Ich höre gerne die ältere Musik“, verrät sie, „aber die wird im Radio nur selten gespielt.“ Außerdem ist die Atmosphäre eine ganz andere, wenn eine Schellackplatte auf einem Grammophon gespielt wird. Das sanfte Rauschen des Lautsprechers, das leise Knacken eines Staubkorns unter der Nadel, der klare Klang der Töne – das ist einfach unvergleichlich. Genau das Richtige, um an einem verregneten und düsteren Nachmittag ein wenig Wärme in die Herzen zu bringen.

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