Solingen Schätze hinter Wohnungstüren

Solingen · Als Sachverständiger hat Dr. Dirk Soechting jeden Tag die Chance, verborgene Schätze zu entdecken. Der frühere Museumsdirektor von Schloss Burg liebt die Überraschungen seiner Arbeit.

Dr. Dirk Soechting hat das Glück, einen sehr abwechslungsreichen und spannenden Beruf ausüben zu dürfen. Bis 2005 war der promovierte Archäologe Vorsitzender des Schlossbauvereins von Schloss Burg und Museumsdirektor. Nun arbeitet der 67-Jährige als unabhängiger Sachverständiger und leitet Führungen und Vorträge im Römisch-Germanischen Museum in Köln. Sein Expertenwissen umfasst nicht nur historische Gegenstände, sondern auch Kunst und Kunsthandwerk, Münzen, Teppiche und Porzellan. "Mit der Zeit eignet man sich immer mehr Wissen an und bekommt ein gutes Gefühl dafür, was von Wert und echt ist", zeigt er sich angesichts seines breiten Spektrums bescheiden.

Seine Dienste als Sachverständiger bot er schon als Schloss-Herr an. "Damals haben wir jeden Mittwoch eine Sprechstunde gehabt", erzählt Soechting. Die Besucherresonanz sei immer groß gewesen, bis zu 40 Menschen seien an diesen Tagen gekommen, um eine Auskunft über ihre Besitztümer zu bekommen. Soechting erreichen Anrufe aus der gesamten Region, mitunter kommen Menschen auch aus ganz Deutschland zu ihm.

Mit jedem Fall beschäftigt sich der Experte sehr ausführlich, prüft alles genau und zieht auch Kataloge zu Rate. "Es ist oft eine große Verantwortung, denn viele Menschen wissen gar nicht, welche Werte sie besitzen", betont Soechting. Das Vertrauen seiner Kunden ist ihm wichtig, auch das Wissen, dass er nicht mit Händlern zusammenarbeitet und unabhängiger Sachverständiger ist. Nur auf Wunsch seiner Kunden vermittelt er Kontakte für den Weiterverkauf oder ergänzende Expertengutachten.

Besonders in Erinnerung ist ihm in diesem Zusammenhang ein Fall aus Ohligs geblieben, der bereits mehrere Jahre zurückliegt. "Da hatten Leute ein echtes Bild des berühmten Malers Johann Peter Hasenclever daheim hängen", erinnert er sich. "Ich war begeistert von dem schönen Werk, doch die Besitzer zeigten sich wenig enthusiastisch, sie überlegten sogar, ob sich eine Restauration wirklich lohnen würde." Heute hängt das Bild auf Schloss Burg und hat einen Wert von rund 250 000 Euro.

Manchmal jedoch muss Soechting Ratsuchende auch enttäuschen. "Oft beschreiben Kunden ihr Objekt am Telefon vielversprechend, und wenn ich dann zur Begutachtung komme, muss ich ihnen sagen, dass lediglich ein ideeller Wert vorliegt." Dieser ideelle Wert sei allerdings für viele Menschen von großer Bedeutung. "Viele Menschen möchten gar nicht verkaufen, sondern sind nur an einer Einschätzung interessiert." So wie eine Frau, die Soechting die familieneigene Taufmünze zur Begutachtung gab, ein Stück, das sie an einem Täufling weitergeben wollte und das der Experte auf das 14. Jahrhundert datieren konnte.

(RP)
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