Solingen Schadstoffe: Beunruhigung in der Westersburg bleibt

Solingen · Die Räume im Anbau der Grundschule Westersburg hat die Stadt während der Osterferien durch ein Spezialunternehmen reinigen lassen; die Beunruhigung wegen der Schadstoffe konnte dies allerdings nicht wegwischen.

"Die Stimmung ist nicht gut", sagte Schulleiterin Birgit Weise gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. "Die Verunsicherung bleibt. Es fällt uns schwer, Vertrauen zu haben"- angesichts dessen, was in dem Anbau aus den 70er Jahren der Walder Grundschule verbaut worden sei. Dabei geht es nach ihren Worten nicht nur um den früher als Holzschutzmittel verwendeten Stoff Pentachlorphenol (PCP), sondern auch um Asbest sowie um Schimmel. Wie Stadtsprecher Lutz Peters mitteilte, wurden bei den Untersuchungen in den Ferien im Boden der Räume mehr Press-Spannplatten vorgefunden als zunächst vermutet.

Wegen eines leicht erhöhten Anteils des inzwischen als gesundheitsschädlich eingestuften Holzschutzmittels PCP in der Raumluft hat die Stadt bereits vor Wochen die Schulbibliothek in dem Altbau geschlossen. In den anderen überprüften Räumen lagen die Messergebnisse niedriger. Gleichwohl hat Schulleiterin Weise die Ganztagsräume in dem Altbau vorsichtshalber ebenfalls für die Schüler gesperrt. Nach ihren Worten werden die Räume mindestens so lange geschlossen bleiben, bis die Ergebnisse der Blut- und Urinuntersuchungen vorliegen, die bei rund 100 Kindern und 50 Erwachsenen vorgenommen wurden. Sonst sei dies nicht zu verantworten, erklärte die Schulleiterin.

"Die Ergebnisse der Gesundheitsuntersuchungen sowie der Proben auf Schimmel sollen Ende der Woche vorliegen", kündigte Stadtsprecher Peters an. Der Unterricht läuft an der Bausmühlenstraße normal. Doch 75 Grundschulkinder der offenen Ganztagsgruppen müssten derzeit provisorisch in anderen Klassenräumen unterkommen.

Auch Eltern dürften mit Spannung auf die Messresultate warten. Sie hatten sich bei der Informationsveranstaltung vor einem Monat, als über die Schadstoffuntersuchungen berichtet wurde, bereits höchst besorgt gezeigt. Schulleiterin Birgit Weise bescheinigt der Stadt, das zu unternehmen, was nötig sei: Doch der Anbau aus den 70er Jahren sei eigentlich nur für eine Unterrichtszeit von 25 bis 30 Jahren konzipiert worden. Handlungsbedarf sieht Weise bei den Schadstoffgrenzwerten. "Die hätten längst enger gefasst werden müssen." Eltern hatten jedenfalls bereits den Abriss des Anbaus ins Gespräch gebracht.

Jens Merten, Vorsitzender des Lehrerverbandes Bildung und Erziehung (VBE), fordert unterdessen mit Blick auf die Landespolitik eine Überarbeitung der "Giftstoff-Richtlinien". Die aktuell gemessenen Schadstoffwerte an einigen Solinger Schulen und Turnhallen zeigt nach seinen Worten deutlich auf, dass gesundheitliche Belastungen vorhanden sind.

(RP)
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