Solingen Salafisten: Plakate in Sparkasse

Solingen · In einer Sparkassen-Geschäftsstelle an der Krahenhöhe wurden Plakate und Flyer mit radikal-islamischen Inhalten sichergestellt. Die Männer, die sie dorthin gebracht haben, sind von der Überwachungskamera gefilmt worden.

Die Plakate der Salafisten waren am Hauptbahnhof in Ohligs und in der Nordstadt kaum entfernt, da wurde jetzt schon wieder neues Propagandamaterial verteilt. Diesmal in einer Sparkassen-Geschäftsstelle an der Krahenhöhe. Bislang unbekannte Männer hängten am Donnerstagabend in einem allgemein zugänglichen Vorraum ein Sparkassen-Plakat ab, ersetzten es durch ihre Propaganda und legten außerdem Flyer aus.

"Als ein Sparkassenmitarbeiter am Freitag um 8 Uhr zur Arbeit kam, fiel ihm sofort das fremde Plakat auf", sagte gestern Rene Tzschabran von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Stadt-Sparkasse. Das Plakat verwies auf eine Internetseite, deren Inhalte als extrem islamistisch gelten. Auch Prospekte mit gleichem Inhalt hatten die Unbekannten hinterlassen. Das gesamte Propagandamaterial wurde sofort von dem Sparkassen-Mitarbeiter entfernt. Später überprüften die Sparkassen-Angestellten die Videoaufzeichnung aus dem Vorraum und stellten dabei fest, dass zwei Männer das Material am Donnerstag gegen 22 Uhr abgelegt hatten. Die weitere Auswertung der Videoaufzeichnungen dauert an.

Insgesamt sehe man den Vorfall gelassen

"Uns ist wichtig, dass die Leute wissen, dass sie gefilmt wurden", sagte Sparkassen-Vorstandsmitglied Manfred Kartenberg unserer Zeitung. Insgesamt sehe man den Vorfall aber gelassen und habe keine Strafanzeige erstattet, sagte Kartenberg. Es sei nichts beschädigt worden und die Männer hätten auch keinen Hausfriedensbruch begangen.

Dagegen laufen die Ermittlungen in einem zweiten Fall weiter. Nachdem ein Journalist Anfang Februar von einem Mann angegriffen worden war, der zur Solinger Salafisten-Szene gehört, hat inzwischen die Staatsanwaltschaft Wuppertal die Ermittlungen übernommen. Die entsprechenden Unterlagen wurden der Staatsanwaltschaft durch die Abteilung Staatsschutz der Polizei übergeben. Das bestätigte gestern ein Sprecher der Staatsanwaltschaft unserer Zeitung.

Weiter gilt es zu klären, ob der Angriff auf den Journalisten von dem salafistischen Prediger Mohammed M. ausging. Der Österreicher mit ägyptischen Wurzeln, der in Österreich wegen Terrorunterstützung eine Haftstrafe von vier Jahre absaß, verbreitet seit kurzem seine Thesen in der Millatu-Ibrahim-Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße, wo es auch zu dem Angriff auf den Journalisten kam.

Der Staatsschutz beobachtet seit geraumer Zeit "Missionierungsversuche" der Salafisten in Solingen. "Das erfolgt durch Propaganda auf der Straße und durch persönliche Kontakte", sagte gestern Hans Manke als stellvertretender Leiter des Wuppertaler Staatsschutzes unserer Zeitung. Unter anderem besuchten die zwei kürzlich in England verurteilten Konvertiten die Millatu-Ibrahim-Moschee. Die Polizei geht aber davon aus, dass es sich bei den Solinger Salafisten nur um eine kleine Gruppe handelt.

(RP/csr)
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