Solingen Salafist predigt in Solingen

Solingen · Die täglichen Statements des verurteilten Salafisten Mohammed M. kommen jetzt aus jener Moschee in der City, in der auch die beiden Terrorverdächtigen Robert B. und Christian David E. ihre geistige Heimat hatten. Insider halten M. für psychisch gestört und gefährlich.

"Muqatilah's News Blog" legt seinen Nutzer den Salafistenprediger wärmstens ans Herz: "Täglich um 7.30 Uhr predigt Bruder Abu Usama al Garib aus der Millatu-Ibrahim-Moschee in Solingen", ist da zu lesen. Bruder Abu Usama al Garib, dahinter steckt Mohammed M., ein Österreicher, der zunnächst in Wien und später in Berlin aktiv war. Warum es den in Österreich rechtskräftig zu vier Jahren Haft verurteilten Hassprediger nach Solingen verschlagen hat, ist unklar. Der Verfassungsschutz des Landes NRW hat inzwischen bestätigt, dass ein Mann aus Österreich der neue Prediger in der kleinen Hinterhofmoschee ist, in der bereits die beiden in London inhaftierten Terrorverdächtigen Robert B. und Christian David E. ein und aus gingen. Und natürlich haben die Behörden das Geschehen in Solingen im Blick.

"Ich sehe den Prediger jeden Tag", sagt Werner Galow. Der Inhaber von "Hase Feuerhaus" hat sein Geschäft im Vorderhaus der Moscheegemeinde in der Nordstadt. Er beschreibt ihn als Mann mit Vollbart. "Er ist freundlich, es hat noch keine Probleme mit ihm und der Gemeinde gegeben", sagt Galow, der seit vier Jahren Nachbar der Moschee ist, die früher deutsch-islamisches Zentrum hieß. Von größeren Veranstaltungen, wie zum Beispiel Seminaren, hat der Geschäftsmann bislang noch nichts mitbekommen. Das könnte sich am kommenden Wochenende ändern, wenn möglicherweise ein zweitägiges Seminar zum Thema "Der Tauhid und die Muslime heutzutage" in Solingen stattfindet. Angekündigt ist die Veranstaltung bereits im Internet, der genaue Ort "in der Nähe von Düsseldorf" soll aber erst am Freitag bekanntgegeben werden.

Mohammed M., ein 25-jähriger Österreicher mit ägyptischen Wurzeln, ist bereits lange in Salafistenkreisen aktiv. So ist er der Begründer der "Globalen islamischen Medienfront", die laut eines Spiegel-Berichts unter anderem Terror zur Fußball EM 2008 ankündigte und Drohvideos gegen Deutschland und Österreich veröffentlichte. Dafür wurde M. und seiner Frau in Österreich der Prozess gemacht. Die Ermittler hatten seinerzeit E-Mails von M. mit gelesen, in denen es unter anderem hieß: "Ich empfehle euch die Tötung von Köpfen des Unglaubens."

M. soll psychisch gestört sein

Für psychisch schwer gestört hält ein Kenner der Szene Mohammed M. Bei dem Prozess hätte man den Angeklagten dringend auf seine Schuldfähigkeit hin untersuchen müssen. Dass der Mann nicht mit normalen Maßstäben zu messen sei, zeige auch die Tatsache, dass er unmittelbar nach seiner Haft dort weiter gemacht habe, wo er zuvor aufhörte. An seiner Gefährlichkeit ändere diese Einschätzung allerdings nichts, betont der Experte. Robert B. und Christian David E. die in der Moschee an der Konrad-Adenauer-Straße ihre geistige Heimat hatten, sitzen nach wie vor in der Nähe von London in Untersuchungshaft. Die beiden zum Islam konvertierten Solinger waren im vergangenen Sommer bei der Einreise nach England festgenommen worden. Der Tipp soll vom Verfassungsschutz gekommen sein. Unter anderem sollen sie Anleitungen zum Bau von Bomben im Gepäck gehabt haben. Der Prozess gegen die beiden soll kommende Woche beginnen. Nach deutschem Recht hätte man die beiden jungen Männer wegen der mitgeführten Unterlagen nicht belangen können. In Großbritannien sind die Anti-Terrorgesetzungleich strenger.

(RP/url)
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