Solingen Rost ist ein ganz besonderer Stoff

Solingen · Im Deutschen Klingenmuseum im Gräfrather Klosterhof wird morgen Nachmittag um 15 Uhr die Ausstellung"Rostige Relikte - Zauber des Verfalls" mit Fotografien des Restaurators Detlef Bach eröffnet.

 Detlef bach mit einem seiner "Rostigen Relikte".

Detlef bach mit einem seiner "Rostigen Relikte".

Foto: mak

Seit über 13 Jahren arbeitet Detlef Bach für das Deutsche Klingenmuseum als Restaurator. Oder, wie seine richtige Berufsbezeichnung lautet, als Restaurator für archäologische Bodenfunde mit Werkstatt in Winterbach im südlichen Hunsrück. "Sehen wir auf unseren Exponaten Rost, bedeutet das natürlich im Museum Alarmstufe Rot", erzählt Dr. Isabell Immel vom Klingenmuseum. "Dann rufen wir Detlef Bach an." Die negative Sichtweise auf den Rost änderte sich radikal, als der Restaurator zu Weihnachten dem Museum einen Kalender mit Fotografien schickte. "Plötzlich haben wir erkannt, dass man Rost so oder so sehen kann", so Immel. "Denn der Rost setzt auf dem Metall Metamorphosen in Gang, die unter dem Mikroskop betrachtet faszinierende Landschaften ergeben."

Diese für das menschliche Auge verborgenen und nur unter dem Mikroskop sichtbaren Landschaften hatte Bach das erste Mal aus Anlass eines Vortrages über Rost auf einem Restauratorenkongress fotografiert. "Als Schautafel und Anschauungsmaterial." Bamit fing es an. Bach begann seine Objekte ebenfalls anders zu sehen. Mittels des Mikroskopes über die Objekte "hinwegzuwandern". Dabei entdeckte er Landschaften, die er als Fotograf festhielt, die er aber anschließend als Restaurator im Auftrag des Kunden zerstören musste. Einen Ausschnitt aus dem fotografischen Werk des Restaurators zeigt jetzt das Deutsche Klingenmuseum unter dem Titel "Rostige Relikte - Zauber des Zerfalls". Die Ausstellung wird morgen um 15 Uhr im Klosterhof eröffnet. Die Präsentation wurde für das Museum kuratiert von Lutz Hofmeister, der auch für die Ausstellungsarchitektur verantwortlich zeichnet.

Seinen faszinierenden Makro-Fotografien winziger Relikte von bizarrer Schönheit hat Detlef Bach in Vitrinen viele der verwendeten Originalobjekte beigestellt. Teilweise mit 50-facher Vergrößerung hat Bach die Details fotografiert. Die Brillianz der Farben und die beeindruckende Tiefenschärfe der Aufnahmen ist das Ergebnis der Kombination einer aufwändigen Aufnahmetechnik. Beim "Stacking" wird von dem Objekt keine Einzelaufnahme mit naturgemäß sehr kleiner Tiefenschärfe gemacht, sondern in systematischer Abfolge über 100 Einzelaufnahmen mit jeweils leicht variierender Fokussierung. "Die kleinen Schritte haben einen Abstand von 0,01 Millimeter", erklärt Bach. Aus diesen Schärfestapeln errechnet ein Computerprogramm dann die vollständig tiefenscharfen Bilder.

Die zweite fotografische Methode ist das "Stitching". Das Objekt wird dabei im überlappenden Rasterverfahren in einzelne Abschnitte unterteilt, die anschließend am Rechner zu hochauflösenden Panoramen zusammengerechnet werden. So entstehen Bilddateien mit vielen hundert Millionen Bildpunkten, die Drucke in Fotoqualität mit hoher Zeichnungsschärfe ermöglichen.

Bachs Fotografien entstehen nicht nur am Computer, manchmal auch mit einer einfachen Lochkamera. "Die Idee, Röntgenfilme in riesigem Format als Schwarz-Weiß-Negativ zu verwenden, entstand, weil ich dieses Material in meinem Restaurierungsatelier immer zur Verfügung habe", erzählt Bach. "Nassentwicklung von Negativen gehört zu meiner täglichen Arbeit."

(RP)
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