Solingen Rollstuhlfahrer am Bahnhof ausgebremst
Solingen · Christian Pauls arbeitet in Köln. Morgens um kurz vor sieben fährt er mit dem Zug vom Solinger Hauptbahnhof los – und theoretisch wäre er gegen Viertel vor sechs abends wieder dort. Doch seit drei Wochen gestaltet sich der Heimweg wie eine Odyssee. Denn der Aufzug am Gleis 3 ist kaputt. Und weil Pauls im Rollstuhl sitzt, kommt er nicht die Treppen hinunter.
Die Folge: "Ich muss jetzt immer weiter bis Wuppertal fahren und dort in den Regionalexpress zurück nach Solingen umsteigen, damit ich auf Gleis 1 ankomme", berichtet der 30-Jährige. Von dort komme er ohne Aufzug weg. Eine halbe Stunde verlängere sich sein Heimweg so jeden Tag. "Ich empfinde das als äußerst nervig", sagt Christian Pauls. "Wenn so etwas mal ein paar Tage dauert, kann man damit leben. Aber nicht drei Wochen."
Besserung ist allerdings nicht in Sicht. "Der Aufzug wurde beschädigt, als die Feuerwehr vor drei Wochen eine Person daraus befreit hat und dafür schweres Gerät eingesetzt hat", berichtet Bahnsprecher Jürgen Kugelmann. Die Bestellung der Ersatzeile – elektronische Bauteile – verzögere sich nun. "Die Aufzugfirma hat die Teile nicht auf Lager, sondern muss sie erst beschaffen." Wie lange dies noch dauere, lasse sich nicht sagen.
"Wir bedauern, dass Rollstuhlfahrer jetzt den Umweg über Wuppertal fahren müssen, und sind sehr daran interessiert, dass der Aufzug schnell repariert wird", versichert Kugelmann. Doch könne die Bahn nichts machen, um die Ersatzteilbeschaffung zu beschleunigen. Wer nicht wisse, wie er in Ohligs ohne den Aufzug auf Gleis 3 zurechtkommen soll, könne sich an die Mobilitätszentrale der Bahn wenden.
Die Aufzüge an den Solinger Bahnhöfen sind ein häufiges Ärgernis. Im vergangenen Jahr war der Lift am Hinterausgang in Ohligs mehrere Monate außer Betrieb, weil ihn Randalierer beschädigt hatten. Und bereits 2008 hatte die Stadt berichtet, dass die Aufzüge in Mitte und Grünewald ein Drittel der Zeit außer Betrieb sind.
Mobilitätsservice der Bahn, Telefon 0180 5 512 512 (14 Cent/Min. aus dem deutschen Festnetz, Tarife bei Mobilfunk max. 42 Cent/Min.), täglich 6 bis 22 Uhr.
