Solingen Riesiges Gewusel

Solingen · Völlig unterschiedIiche Lernvoraussetzungen: Die Grundschule Klauberg startet mit 127 Schülern in fünf ersten Klassen. Dagegen genießen die insgesamt nur 58 Burger Grundschulkinder in drei Klassen eine beschauliche Ruhe.

So ganz wohl bei der Sache ist Zoe Gräfe nicht. So viele Menschen auf einem Haufen hat sie im Leben noch nicht gesehen: aufgeregte Mütter, Väter, die ihre Sprösslinge mit der Digitalkamera fotografieren, stolze Großmütter, kleinere Geschwister, die fangen spielen und Babys, die trotz des Lärms in ihren Kinderwagen friedlich vor sich hin schlummern. Nur gut, dass die Sechsjährige an ihrem ersten Schultag in der Grundschule Klauberg Verstärkung mitgebracht hat: Mutter Diana und Vater Jan sind dabei, ihre beiden Großmütter Brigitte und Christel und auch ihre beiden Geschwister Sam und Nyah.

Aber auf deren Unterstützung muss Zoe schließlich doch verzichten. Die Turnmatten in der Mitte der Sporthalle sind nur für die Erstklässler reserviert – Eltern und Großeltern müssen weiter hinten Platz nehmen. Und so drückt die Sechsjährige ihrer Mutter die Schultüte in die Hand und setzt sich im Schneidersitz auf eine der Matten. Sie hat schnell Gesellschaft: Ein i-Dötzchen nach dem anderen lässt sich neben ihr hinplumpsen. Mit großen Augen schauen sie sich das riesige Gewusel um sie herum an.

Denn das ist riesig. Ganze 127 Jungs und Mädchen hatten gestern ihren ersten Schultag an der Grundschule Klauberg. „Wir haben diesmal fünf Eingangsklassen, vier mit 26 und eine mit 23 Schülern“, erklärt Schulleiterin Jeanette Völker. Es seien so viele, weil die Grundschule Stöcken in den nächsten Jahren geschlossen wird und deshalb erstmals keine neuen Kinder mehr aufnehme. Ein Teil von ihnen komme nun nach Klauberg, der Rest verteile sich auf die umliegenden Grundschulen. So viele Kinder in einem Jahrgang – das hat Jeanette Völker noch nicht erlebt. „Der jetzige vierte Jahrgang hat zwar auch fünf Klassen“, erzählt sie. Aber dennoch gebe es hier zusammen nur 104 Schüler.

Personell ist die Schule gut ausgestattet. „Wir haben 31 Lehrer, damit kommen wir gut klar“, sagt Völker. Und vom Platz her? In den drei Schulgebäuden gab es bis vor kurzem 17 Klassenräume, also eigentlich einer zu wenig. Doch das Kollegium wusste sich zu helfen. „Wir haben einen alten Kunst- und Werkraum entrümpelt und ihn zu einem weiteren Klassenraum umfunktioniert. Es ist also Platz für alle Platz“, beruhigt die Schulleiterin. Nur wenn der Trend in den kommenden Jahren anhalte, werde es Platzprobleme geben – zumal gerade auch eine vierte Ganztagsgruppe gebildet wurde.

Der organisatorische Aufwand sei eigentlich gar nicht so viel größer gewesen als sonst, trotz der vielen neuen i-Dötzchen. „Mit 451 Schülern sind wir ohnehin eine große Schule. 30 mehr oder weniger machen da auch nicht mehr viel aus“, sagt die Schulleiterin lachend. Doch sie betont auch: „Wir legen trotzdem größten Wert darauf, dass hier alles so familiär wir möglich bleibt und wir auf jedes einzelne Kind achten und auf seine Wünsche und Probleme eingehen.“

Das sagte sie den ABC-Schützen auch bei der gestrigen Begrüßung, und sie hatte schlagende Argumente. „Vor wenigen Monaten“, erzählte sie, habe sie selbst erst an der Schule angefangen. „Alles war so neu für mich. Ich war genau so aufgeregt wir ihr jetzt.“ Doch die Sekretärin, der Hausmeister und die Kollegen seien alle sehr nett gewesen und hätten ihr geholfen. „Und genau das werden sie bei euch auch tun.“ Das beruhigt die Kleinen, als sie nach und nach mit ihren neuen Klassenlehrerinnen ins Schulgebäude verschwinden.

(RP)
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