Stefan Grunwald Rendite ohne Risiko gibt es zurzeit nicht

Solingen · Der Vorsitzende des Vorstands der Stadt-Sparkasse Solingen sieht derzeit kein Ende der Niedrigzinsphase.

Sparkassen, beispielsweise in Hamburg, fordern angesichts niedriger Zinsen für Sparer einen Lastenausgleich beziehungsweise eine staatliche Sparprämie. Der Staat solle so einen Teil der Ersparnis, die er durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank habe, an die Sparer zurückgeben. Was halten Sie davon?

Grunwald Tatsächlich ist gerade bei jungen Menschen eine besorgniserregende Entwicklung festzustellen. Die Hälfte der jungen Generation bildet quasi keine Rücklagen mehr fürs Alter. Gerade die Arbeitnehmer-Sparzulage war immer eine bewährte Unterstützung für den frühzeitigen Vermögensaufbau. Der Förderumfang ist aber bislang so niedrig, dass ein wirklicher Anreiz fehlt. Auch sollten die Einkommensgrenzen für die Arbeitnehmer-Sparzulage deutlich nach oben angepasst werden.

Bekommen denn Solinger Sparkassen-Kunden überhaupt noch Zinsen für ihre Spareinlagen oder wird demnächst sogar ein Negativzins fürs Aufbewahren des Geldes eingeführt?

Grunwald Die Verzinsung von Spareinlagen ist in der Tat durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank auf einen historischen Tiefpunkt gesunken und in Einzelfällen haben Kreditinstitute sogar Negativzinsen erhoben. Aus heutiger Sicht kann ich mir Negativzinsen bei der Stadt-Sparkasse Solingen nicht vorstellen.

Wie hoch ist aktuell die Verzinsung für ein normales Sparbuch?

Grunwald Die Zinsen auf dem Sparbuch mit 3-monatiger-Kündigungsfrist liegen bei 0,1 Prozent.

Das bedeutet angesichts einer Inflationsrate, die ja auch nicht sehr hoch ist, dennoch einen Wertverlust.

Grundwald Das ist richtig.

Wie sollen sich Sparer verhalten, die das Risiko scheuen?

Grunwald Wer auf absolute Sicherheit setzt, muss damit leben, dass die Rendite, die er erzielt, unter der Inflationsrate liegt. Rendite ohne Risiko gibt es zurzeit nicht. Die Anlagestrategie des Kunden sollte ganzheitlich sein. Sie sollte sich vor allem an dem persönlichen Bedarf und dem Rendite-/Risikoprofil jedes einzelnen Kunden orientieren. Grundsätzlich empfehlen wir unseren Kunden, ihre Anlagen zu diversifizieren und nicht ausschließlich in eine Anlageklasse, zum Beispiel Tagesgeld oder Spareinlagen zu investieren. Langfristig ausgerichteten Kunden raten wir dabei auch Sachwerte und Immobilien beizumischen.

Sehen Sie ein Ende der Niedrigzinsphase?

Grunwald Nein, dass sehen wir derzeit nicht.

Inwiefern belasten die mickrigen Zinsen das Sparkassen-Geschäft?

Grunwald In der Tat nimmt der Druck auf die Erträge in der gesamten Kreditwirtschaft zu. Hinzu kommen stetig steigende regulatorische Anforderungen, die immer mehr zum Kostentreiber werden. Wir entgegnen diesen Herausforderungen offensiv, indem wir die Service- und Beratungsqualität weiter verbessern und parallel Strukturen anpassen sowie Prozesse effizienter gestalten.

UWE VETTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(uwv)
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