Hilfsangebot in Solingen Anlaufstelle bringt Jugendliche in die Spur

Solingen · Eine große Jubiläumsfeier gab es nicht – dafür aber einen kleinen Bahnhof im Freien vor der Tür, über der eine „20“ aus Luftballons das Alter des Geburtstagskindes verriet.

 Mitarbeiter der Clearingstelle Solingen: Meryem Kalkan (v.l.), Carsten Wagner und Christina Prosch.

Mitarbeiter der Clearingstelle Solingen: Meryem Kalkan (v.l.), Carsten Wagner und Christina Prosch.

Foto: Alexander Riedel

Und die Clearingstelle Solingen im Eiland 10 musste am Freitag nicht lange auf ihre Gratulanten warten: Ordnungsdezernent Jan Welzel (CDU) lobte die „angenehme Zusammenarbeit“.

Die Hilfseinrichtung sei nicht mehr aus dem Beratungsangebot der Stadt wegzudenken, betonte wiederum Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Katholischen Jugendagentur Wuppertal. Die ist Träger der Clearingstelle, die junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in kritischen Lebenslagen unterstützt. „Viele hat ein Ereignis aus der Bahn geworfen“, sagte Einrichtungsleiterin Christina Prosch.

Vor ihr sitzen regelmäßig junge Menschen, die nicht mehr weiter wissen, weil sie aus dem Elternhaus verbannt wurden, keinen Ausbildungsplatz finden, überschuldet sind oder unter psychischen Problemen leiden. „Vor allem die finanzielle Situation ist oft sehr schwierig“, berichtete die Diplom-Sozialarbeiterin, die sich mit ihren drei Kollegen der Hilfesuchenden annimmt: Im ersten Gespräch ordne man die Problemfelder und erstelle eine Art „Fahrplan“, erklärte Prosch. Neben der persönlichen Beratung vermittelt die Clearingstelle den Kontakt zu verschiedenen Ämtern, Fachstellen und anderen Angeboten wie der Schuldnerberatung. „Dabei begleiten wir unsere Klienten auch“, sagte Prosch.

Gestartet war die Clearingstelle im Jahr 2000 als niederschwelliges Angebot, das junge Menschen an die Agentur für Arbeit vermitteln sollte. Sie hat sich zur zertifizierten Beratungseinrichtung weiterentwickelt. Die Mitarbeiter suchen die potenziellen Klienten auch an ihren Treffpunkten auf. „Dadurch ergeben sich viele Kontakte, und die Jugendlichen gehen später bewusst auf uns zu“, erklärt Bildungswissenschaftlerin Meryem Kalkan, die sich um den Bereich Streetwork kümmert – und dabei mit Obdachlosigkeit und dem Wunsch nach mehr Aufenthaltsqualität für die Jugend in der Stadt konfrontiert wird.

Wie groß der Hilfsbedarf ist, belegen die Zahlen: 976 Hilfesuchende berieten die Mitarbeiter im Jahr 2019. Oft zeige sich der Erfolg der Arbeit darin, dass man nichts mehr von den Klienten höre, sagte Prosch. Es gebe aber auch viele erfreuliche Rückmeldungen: „Manche Leute kommen zu uns und bedanken sich für die Hilfe.“

Offene Bürozeiten bietet die Clearingstelle im Eiland 10 dienstags bis freitags von 14 bis 16 Uhr. Kontakt unter Telefon 383 47 24.
www.clearingstelle-solingen.de

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