Solingen Rektoren auf den Barrikaden

Solingen · Kategorisch lehnt der Schulleiter-Sprecherrat die Abschaffung der Haupt- und Realschulen zugunsten neuer Sekundarschulen ab. Appell: nicht heute im Schulausschuss darüber zu entscheiden, sondern erst im nächsten Jahr.

Der Sprecherrat der Schulleiter ist auf den Barrikaden. "Das gefährdet den Schulfrieden in Solingen", betont Schwertstraßen-Rektor Klaus Blasberg, der die Gymnasien vertritt — in dem Gremium, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, Schulpolitik bei der Entscheidungsfindung zu beraten.

Wie Blasberg, Realschulrektor Joachim Blümer sowie Joachim Cerekwicki und Christian Pauli von der Wilhelm-Hartschen-Schule beziehungsweise der Hauptschule Höhscheid gestern vor der Presse erklärten, lehnt der Sprecherrat den Vorstoß zur Sekundarschule kategorisch ab, über den der Schulausschuss am heutigen Mittwoch entscheidet.

Richtungsweisende Beschluss-Empfehlung dabei ist, die Sekundarstufe I zu einem dreigliedrigen System aus Gymnasien, Gesamtschulen und neuen Sekundarschulen umzubauen. Dazu sollen die drei Realschulen Albert-Schweitzer, Theodor-Heuss und Vogelsang sowie die beiden verbleibenden Hauptschulen Central und Höhscheid beginnend mit dem Schuljahr 2013/14 schrittweise in Sekundarschulen umgewandelt werden.

Schulverwaltung der Stadt sowie bildungspolitische Sprecher der Fraktionen verständigten sich vor einer Woche auf diesen Zukunftskurs, nachdem zuvor über Monate bei mehreren Gesprächsrunden diskutiert worden war.

Erklärtes Ziel ist, nach den Sommerferien im nächsten Jahr mit der neuen Schule zu starten. Dazu ist eine Elternbefragung im Herbst notwendig, so dass Ende des Jahres die notwendigen politischen Entscheidungen gefasst werden können.

Scharf kritisieren Rektoren im Sprecherrat jedoch das "Hau-Ruck-Verfahren", mit dem der Zeitplan jetzt im Schulausschuss durchgeboxt werden soll. "Die Beschluss-Vorlage erweckt den Eindruck, dass die zukünftige Solinger Schullandschaft politisch definiert werden soll." Eine Elternbefragung werde so nahezu bedeutungslos sein. "Der Elternwille wird ausgehebelt."

"Wir brauchen mehr Zeit", appellieren die Rektoren, den Fahrplan, um ein Jahr zu verschieben, um Eltern und Kollegien bei den Entscheidungen mitzunehmen. Auch dürften Gestaltungsspielräume nicht frühzeitig verbaut werden. Bei denen, die davon betroffen sind, ist nach der Beobachtung des Sprecherrates das Thema "Sekundarschule" doch noch nicht angekommen. Klaus Blasberg warnt davor, heute vorschnell ein äußerlich schön gestyltes neues Schulprodukt zu installieren, von dem keiner wisse, was sich inhaltlich darin verberge.

Forderung des Sprecherrates ist, endlich in eine Qualitätsdebatte einzusteigen, damit mit der Sekundarschule keine neue Restschule entsteht.

Vollauslastung bei Realschulen

Realschul-Rektor Blümer unterstreicht, dass die drei Realschulen mit derzeit 2000 Schülern unter Vollauslastung laufen. Er kann sich jedenfalls nicht vorstellen, dass die Realschulen die Abschaffung ihrer eigenen Schulform und die Entwicklung zu einer Sekundarschule aktiv unterstützen werden. Falls das dreigliedrige Schulsystem in der Schulausschuss-Sitzung am heutigen Mittwoch politisch beschlossen werden sollte, werden die Realschulen nach seiner Einschätzung in eine Beobachterstellung gehen.

Der Rektoren-Sprecherrat sieht derzeit bei Realschulen jedenfalls keinen Handlungsbedarf, "der zu vorschnellen und unüberlegten Entscheidungen führen könnte".

(RP/rl)
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