Mehr als 80.000 Besucher Rekordjahr im Solinger Tierpark Fauna

Solingen · Der Gräfrather Tierpark hat 2018 rund 80.000 Einzelkarten verkauft – eine Steigerung um zehn Prozent. Im Vergleich zu den großen Zoos gab es an der Lützowstraße keinen Rückgang der Besucherzahlen zu verzeichnen.

 Die Totenkopfäffchen sind die neuen Stars in der Fauna. Nach ihrem Einzug vor wenigen Tagen muss jetzt noch das Außengehege fertiggestellt werden.

Die Totenkopfäffchen sind die neuen Stars in der Fauna. Nach ihrem Einzug vor wenigen Tagen muss jetzt noch das Außengehege fertiggestellt werden.

Foto: Meuter, Peter (pm)

Wie im richtigen Leben: Zuerst hält der Chef des Familienclans die Hand auf. Dann darf sein Sohn ran, und gelegentlich traut sich auch einmal ein Weibchen nach vorn, um eine Weinbeere zu erhaschen. Die sieben Totenkopfäffchen – Neuzugang und Dauerleihgabe eines niederländischen Zoos – wurden aus einer belgischen Einrichtung nach Solingen geholt. Sie haben sich in der „Fauna“ an ihre Betreuer gewöhnt und bereiten den ersten Besuchern Freude – auch wenn sie im Affenhaus durch eine Scheibe und einen Gang von ihnen getrennt sind und das Außengehege erst 2019 renoviert wird.

Das 1979 erbaute Haus stand seit dem Auszug der beiden Javaneraffen leer. „Es gab nur ein kurzes Gastspiel der Nasenbären“, sagt Christina Farke, zoologische Leiterin des Tierparks. Zusammen mit den fünf Vollzeit-Tierpflegern und sechs Auszubildenden macht sie gerade Inventur – keine ganz leichte Aufgabe bei zirka 400 Tieren in rund 100 Arten. Farke: „Wir wissen beispielsweise nicht, wie viele Geckos wir haben. Die verstecken sich immer.“

Dafür ließen sich 2018 aber mehr Besucher an der Lützowstraße sehen. „2018 ist ein absolutes Rekordjahr“, freut sich Geschäftsführerin Vera Schramm. „Das beste seit 2002, als die Aufzeichnungen begannen.“ Rund 80.000 Einzelkarten wurden verkauft, etwa ein Zehntel mehr als 2017. Dazu kommen zirka 800 Familien- und 50 Einzeljahreskarten. „Das sind beliebte Weihnachtsgeschenke“, erläutert Christiana Farke. Sie weiß, dass die „Fauna“ 2018 besser abgeschnitten hat als viele andere Zoos: „Die großen Tierparks haben wegen der Hitze Minus gemacht.“

„Uns kommt gelegen, dass wir auf unserem dreieinhalb Hektar großen Grundstück im Landschaftsschutzgebiet viele Bäume und damit Schatten haben“, erklärt Vera Schramm. Außerdem sei der Tierpark besser als die größeren Zoos für kleinere Kinder und einen Kurzbesuch geeignet. „Eine Familienjahreskarte wird beispielsweise im Schnitt achteinhalb Mal genutzt“, nennt ihr Ehemann Ulrich einen Grund für die hohen Besucherzahlen. „Und die Tendenz bei den Jahreskarten ist steigend.“

Schramm ist seit 2015 Vorsitzender. Seine Frau führt die Geschäfte ehrenamtlich bereits seit 2006 und ist seit mehr als 35 Jahren auf Minijobbasis für die Buchführung und Personalbuchhaltung zuständig. „Eigentlich ist es auch mehr ein Ehrenamt“, sagt sie angesichts eines Budgets von einer halben Million Euro und 20 Mitarbeitern, darunter zwei Gärtnern und vier Rentnerinnen, die abwechselnd an der Kasse sitzen.

„Das Team funktioniert“, berichtet Ulrich Schramm. Im September hat er sich für drei weitere Jahre wählen lassen – ein bisschen notgedrungen, denn fürs Privatleben bleibt nicht mehr viel Zeit. „Es kommt keiner, der sagt: Das ist ein schönes Ehrenamt. Die ungewisse Zukunft ist das große Problem der Fauna.“ Denn auch die Zahl der Vereinsmitglieder geht zurück – von rund 250 „vor vier, fünf Jahren“ auf inzwischen 192.

„Momentan geht es uns gut“, unterstreicht Vera Schramm. „Das kann 2019 aber ganz anders aussehen. Finanziell machen wir jedes Jahr eine Gratwanderung.“ Von der Stadt kommt ein (nicht garantierter) jährlicher Zuschuss, der im Wesentlichen dazu dient, einen Teil der Energiekosten zu decken. Zwar gibt es Sponsoren wie die Stadt-Sparkasse und die Giossi-Stiftung, aber Haupteinnahmequelle sind die Eintrittskarten samt Futtereimer. Die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins zahlen einen Jahresbeitrag von 50 Euro.

1932 war der Großvater von Vera Schramm Gründungsmitglied. Als nächstes Familienmitglied engagierte sich ihr Vater in dem Tierpark. Für ihn, findet neben dem Ehepaar auch der zweite Vorsitzende Gerd Postelmann, mache die Stadt als Besitzer des Geländes viel zu wenig Werbung: Auf der Homepage der Stadt gebe es keinen Artikel über die Fauna, dafür aber im Webauftritt der Wuppertaler Stadtverwaltung. „Leider finden Sie uns auch nicht in der Broschüre der Solinger Sehenswürdigkeiten“, gibt sich Ehrenmitglied Postelmann nachdenklich. Er gehört dem Verein seit mehr als 55 Jahren an, davon gut drei Jahrzehnte im Vorstand. „Wir würden uns für unsere umfangreiche, ehrenamtliche Arbeit ein wenig mehr Lobby wünschen“, sagt der er, der täglich mindestens vier Stunden lang in der Fauna nach dem Rechten schaut.

„Fairerweise muss man aber sagen, dass uns das Schulverwaltungsamt monatlich für die Arbeit der Tierparkschule unterstützt“, wirft Vera Schramm ein. Der Unterricht dort sei sehr beliebt. 2017 kamen fast 200 Gruppen, im Regelfall Schüler bis zur zehnten Klasse. Für sie zahlt das Amt auch den Eintritt. Der Besuch der Tierparkschule ist immer mit einer ausgedehnten Führung zu den Gehegen und Volieren verbunden.

Wie hält man eigentlich Totenkopfäffchen oder Tiere anderer Gruppen auseinander? „Meine Eltern hatten mehr Tiere als die Fauna“, erzählt Christina Farke. „Es gab beispielsweise viele Vögel und Schildkröten. Ich habe schon in der Kindheit gelernt, meine Tiere und Anlagen selbst zu versorgen.“ Die Faszination für Tiere ist auch heute bei vielen Jugendlichen ungebrochen und beschert der Fauna zahlreiche Anfragen nach freien Ausbildungsplätzen. Farke: „Der Beruf Tierpfleger ist sehr beliebt. Manche denken aber, dass man den ganzen Tag mit den Tieren kuschelt.“

Anrüchigere Arbeiten werden dann schon einmal verdrängt. Und auch die Arbeitszeiten sind nicht immer kommod. „Wir haben 365 Tage im Jahr geöffnet“, betont Geschäftsführerin Vera Schramm. Auch an den Feiertagen waren mindestens drei Tierpfleger im Einsatz, denn auch ein Totenkopf-Äffchen freut sich über Weihnachtsweintrauben.

www.tierpark-fauna.de

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