Interview Regenwetter macht Honig länger haltbar

Solingen · Entgegen aller Sorgen des Imkerbundes angesichts eines gesunkenen Honigertrages hat das regnerische Wetter der vergangenen Monate auch Vorteile, wie Kai Kunicke, Vorsitzender des Imkervereins Solingen erklärt.

 Kai Kunicke ist Vorsitzender des Imkervereins Solingen.

Kai Kunicke ist Vorsitzender des Imkervereins Solingen.

Foto: mak (Archiv)

Der Imkerbund klagt über den gesunkenen Honigertrag in diesem Frühjahr. Wie hat sich das wechselhafte Wetter auf Ihren Honig ausgewirkt?

Kunicke Zunächst ist es natürlich in der Tat richtig, dass Bienen, wenn sie wegen des regnerischen Wetters nicht aus dem Stock heraus können, auch keinen Nektar sammeln. Dennoch bin ich mit meinem persönlichen Honigertrag durchaus zufrieden und habe auch von anderen Imkern noch keine großen Klagen gehört. Feststellbar ist allerdings, dass der Honig in diesem Jahr ausgesprochen trocken ist, was auch auf das Wetter zurückzuführen ist.

Inwiefern?

Kunicke Wenn die Bienen öfter und länger im Stock bleiben, wie es bei dem Wetter der vergangenen Wochen war, haben sie mehr Zeit für die Aufbereitung des Honigs - ähnlich wie bei uns die Hausarbeit, wenn das Wetter uns nicht nach draußen lässt. Der geringe Feuchtigkeitsgehalt im Honig ist von Vorteil - einerseits, weil sich der zähflüssigere Honig besser und dicker aufs Brot streichen lässt, und andererseits, weil er wegen der geringeren Feuchtigkeit länger haltbar bleibt und nicht so gären kann.

Welche Bedingungen braucht es denn unabhängig vom Wetter, um viel Honig zu bekommen?

Kunicke Das wichtigste ist die Blütenvielfalt. Hochgestylte Gärten mit sauberen Rasenkanten sind kein gutes Milieu für Honigbienen. Ich hatte in Witzhelden einen Bienenstand inmitten von vielen großen Weideflächen. Da musste ich im Sommer sogar zufüttern. Gut ist hingegen, dass es in der Stadt viele Balkone mit Blumenkästen und Mittelstreifen an den Straßen gibt. Generell gilt: Ein weniger gepflegter Garten, in dem man einfach mal etwas wachsen lässt, ist für Bienen von Vorteil.

Wie hat sich überhaupt der Bestand an Honigbienen in Solingen entwickelt?

Kunicke Inzwischen haben wir wieder eine anwachsende Zahl an Völkern, was auch damit zusammenhängt, dass es wieder mehr Hobbyimker gibt. Zeitweise war diese Zahl zurückgegangen, nachdem sich ältere Imker mit vielen Bienenvölkern zurückgezogen hatten. Der jetzige Trend ergibt sich aus meiner Sicht auch aus dem gestiegenen Umweltbewusstsein.

Wer Ihre Internetseite besucht, entdeckt den Hinweis auf die regelmäßigen Treffen, unter anderem mit der Fragestellung: "Stellt die Honigbiene eine Gefährdung für Wild-/ Solitärbienen dar?" Was hat es damit auf sich?

Kunicke Das ist ein Thema, über das wir als Solinger Imker mit der Biologischen Station Mittlere Wupper und der Stadt Solingen im Gespräch sind. Es gibt ja im Botanischen Garten den Wildbienenpfad. Die Stadt als Eigentümer möchte deswegen dort keine Honigbienen in der Nähe haben. Eine Gefährdung der Wildbienen ist aber aus unserer Sicht nicht gegeben, weil diese auf Blüten spezialisiert sind, in die die Honigbiene gar nicht hineinfliegt. Es gibt zwar auch eine Schnittmenge, die aber aus unserer Sicht nicht zu einem verstärkten Wettbewerb zwischen den Bienen führt.

DAS GESPRÄCH MIT KAI KUNICKE FÜHRTE ALEXANDER RIEDEL.

(ied)
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