Solingen Ray Villafane gibt Kürbissen ein Gesicht

Solingen · Der bekannte Schnitzkünstler leitete einen dreitägigen Workshop beim Aufderhöher Unternehmen "triangle".

Das Gesicht hat eine knubbelige Nase, feine Grübchen und Fältchen, ein schelmisches Grinsen und einen verschmitzten Blick. Es ist das Gesicht eines Kürbis - geschnitzt von Ray Villafane, einem der bekanntesten Kürbisschnitzer der Welt. Und: geschnitzt mit Solinger Werkzeugen. Denn in Kooperation mit dem Aufderhöher Unternehmen "triangle" hat der 45-Jährige ein Set von Modellierwerkzeugen für das Gemüseschnitzen entwickelt.

Drei Tage war er jetzt in der Klingenstadt, um Interessierten in der Firma an der Friedenstraße seine Technik des Kürbis- und Süßkartoffelschnitzens in mehreren Workshops beizubringen. Die Kurse waren innerhalb weniger Tage ausgebucht: Teilnehmer aus Frankreich, Belgien, Tschechien, Russland oder Korea wollten von dem Mann aus Phoenix lernen, der auch die Kürbisse für die Halloween-Parties von US-Präsident Barack Obama oder Model Heidi Klum schnitzt. Dem Mann, der Kürbisse in gruselige Zombies, skurrile Kreaturen und garstige Gnome verwandelt und in ihnen weit mehr sieht als nur Gemüse.

Die Kürbisse, sagt der gebürtige New Yorker, erlaubten es, in eine Welt der Fantasie einzutauchen, "in eine magische, kleine Welt". Zu dieser Welt gehörten auch seine "Carvlings": liebenswerte, kleine Gnome mit niedlichen, verschlafenen Gesichtern, die er aus Süßkartoffeln schnitzt und die - im Gegensatz zur Vergänglichkeit der Kürbis-Kunst - in einem Einmachglas in Essig haltbar gemacht werden. "Das sind kleine, ein bisschen mysteriöse Gestalten. Es gibt eine Geschichte dahinter, und jeder Carvling hat seine eigene Geburtsurkunde", erzählt Villafane. "Kleine Charaktere, in die sich die Menschen verlieben."

Würde er in Ton arbeiten, sagt der Bildhauer, dann wäre keines seiner Geschöpfe etwas Besonderes, etwas Neues. "Aber weil es Früchte oder Gemüse sind, gibt ihnen das eine Art von Leben." Der Schaffensprozess sei ganz unterschiedlich. Mal habe er ein Gesicht, eine Figur vor Augen. Und mal entstehe ganz einfach etwas, inspiriert durch die Form des Kürbisses oder die Konsistenz seines Fruchtfleisches. Eins jedoch ist immer gleich: Villafane arbeitet ohne Vorlage, ohne Skizze, ohne Ablaufplan. "Ich muss offen sein, erlauben können, dass etwas ganz anderes dabei rauskommt, als ich ursprünglich geplant hatte. Ich beginne damit, eine Hexe zu machen und ende mit einem Piraten", erzählt er und lacht.

Ray Villafane ist Bildhauer, 13 Jahre arbeitete er als Kunstlehrer. Das Kürbisschnitzen ist nicht viel mehr als ein Hobby, mit dem er seine Schüler und deren Eltern und einige lokale Gastronomen erfreut. Doch dann geht plötzlich alles ganz schnell: Eine der Superhelden-Comic-Figuren, die er eigentlich nur zum Üben aus Wachs gefertigt hatte, wird entdeckt und in Serie produziert. Bis heute fertigt er für namhafte Unternehmen Sammel- und Actionfiguren.

2007 dann kommt eine Einladung in eine Kochshow zum Thema "Außergewöhnliche Kürbisse", die er haushoch gewinnt, die den Grundstein für seine Karriere als Kürbisschnitzer legt - und die in den USA nicht nur eine neue Wahrnehmung des Kürbisschnitzens, sondern auch einen wahren Schnitzboom auslöst.

Nach Europa zu kommen, sagt Villafane, sei dennoch immer etwas Besonderes: "Hier zu sein, ist wie ein neuer Anfang. Hier sind die Menschen offener, nicht so festgefahren auf immer die gleichen Halloween-Kürbisse, das genieße ich sehr." Er könne sich gut vorstellen, im kommenden Jahr wieder nach Solingen zu kommen.

Und auch triangle-Geschäftsführerin Christine Kelch kann sich das gut vorstellen. "Ich bin schon von vielen Teilnehmern angesprochen worden, die nächstes Jahr gerne wiederkommen würden."

(mxh)
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