Solingen Rathaus auf Weg ins digitale Zeitalter

Solingen · Oberbürgermeister Tim Kurzbach forciert die Digitalisierung in Schulen und im Rathaus. Im städtischen Jobcenter sollen schon bald elektronische Akten eingeführt werden. Neues Konzept zur Belebung der Innenstadt ist geplant.

Die Stadtverwaltung ist auf dem Weg ins digitale Zeitalter. Oberbürgermeister Tim Kurzbach kündigte gestern an, dass in Kürze zunächst die Kämmerei im Verwaltungsgebäude Bonner Straße in ein "Coworking-Space" umgebaut werden soll. "Das ermöglicht flexibles Arbeiten", sagte Kurzbach mit Blick auf vernetzte Arbeitsplätze.

Der Verwaltungschef würde es gerne sehen, wenn Bund und Land den Kommunen bei zukunftsträchtigen IT-Lösungen mehr unter die Arme greifen würden. Doch das sei nicht der Fall. "Jede Stadt ist so auf eigene Lösungen angewiesen", sagte Kurzbach, der es aber für notwendig hält, "jetzt die Digitalisierung aktiv zu gestalten". Auch beim städtischen Jobcenter wird nun die Umstellung auf elektronische Akten vorbereitet. Mit der Umstellung verbunden ist natürlich auch ein Einsparziel. "Aber wir brauchen dann in Zukunft beispielsweise keine großen Flächen mehr für die Aktenlagerung", sagte Kurzbach. Elektronisches Bezahlen von Gebühren und Rechnungen soll ebenfalls keine Zukunftsmusik mehr sein. "Wir wollen uns an die Spitze einer Bewegung setzen und dabei Ängste und Bedenken nicht beiseite schieben", erklärte der Verwaltungschef.

In der niederländischen Partnerstadt Gouda sei es gelungen, das Rathaus in rund fünf Jahren komplett zu digitalisieren. Dieses Ziel werde nun in Solingen verfolgt. Unter anderem Papierberge und Akten sollen so schon bald der Vergangenheit angehören, Tabletts und Notebooks Einzug ins Rathaus halten. Damit verbunden seien Investitionen. "Wir müssen investieren, sonst stehen in den Amtsstuben auch in Zukunft noch Kugelkopfschreibmaschinen", betonte Kurzbach.

 Oberbürgermeister Tim Kurzbach umriss gestern Schwerpunkte der künftigen Arbeit in der 3-D-Lounge im Gründerzentrum.

Oberbürgermeister Tim Kurzbach umriss gestern Schwerpunkte der künftigen Arbeit in der 3-D-Lounge im Gründerzentrum.

Foto: Vetter

30 Prozent der Flächen ließen sich mit einem digitalen Rathaus einsparen. Auch personell könne es Einsparungen geben - allerdings werde deswegen niemandem gekündigt. Bis 2025 würden aber viele der derzeit über 2000 Beschäftigten der Kernverwaltung altersbedingt aufhören. Kurzbach verfolgt zudem weiter die Zwei-Standort-Strategie für die Verwaltung. Neben dem Standort Bonner Straße ist dies das Rathaus in der City. Pläne für einen Anbau am Rathaus werden noch in diesem Jahr vorgestellt, kündigte der Oberbürgermeister an.

Für ihn ist klar: "Die Digitalisierung wird unsere Gesellschaft verändern." Und sie hält auch in Schulen Einzug. Zehn bis 15 Schulen sollen in Kürze an das Glasfasernetz angeschlossen werden, bis 2019 dann alle Schulen. Investiert werden dafür etwa 11,7 Millionen Euro, wobei acht Millionen aus dem Topf "Gute Schule 2020" fließen. Kindertagesstätten werden mit einem VDSL-Anschluss (schneller Internetanschluss) ausgestattet. "Das sind Zukunftsinvestitionen, die wir zwingend tätigen müssen", sagte Kurzbach. Weiter vorangetrieben wird zudem die Erschließung von Gewerbegebieten mit Glasfaserkabel. Nach der Schmalzgrube nimmt sich die Stadt nun das Dycker Feld und den Piepersberg vor. "Das geht aber nur in Kooperation mit den Unternehmen", so Kurzbach.

Schwerpunkt der künftigen Arbeit ist neben der Digitalisierung für den Oberbürgermeister aber auch ein neues Konzept für die Innenstadt. "Die derzeitige Situation ist nicht zufriedenstellend, es gibt zu viele Einzelhandelsflächen", sagte Kurzbach. Eine neue Planung ist deshalb vorgesehen - mit externer Hilfe. Helfen soll der Architekt und Stadtplaner Holger Pump-Ullmann, der in diesem Herbst unter anderem Workshops anbietet. Kurzbach: "Ein neues Konzept kann aber nur gelingen, wenn Immobilienbesitzer, Einzelhändler und auch Gastronomen mitmachen." Einzelhandel, Wohnen, Aufenthaltsqualität - die künftige Innenstadt brauche in jedem Fall neue Impulse.

Die erhofft sich der Oberbürgermeister auch für die Clemens-Galerien. Kurzbach hofft, dass hier vom neuen Investor schon bald Pläne für den Umbau vorgelegt werden. Aber auch auf Wald (Immobilien- und Standortgemeinschaft) und Ohligs ist sein Blick gerichtet: "Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr mit Olbo noch weiterkommen."

(uwv)
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