Solingen Raphael ist der beste Vorleser

Solingen · Raphael Mergehenn hat den Wettbewerb in Solingen erneut für sich entschieden.

Wenn Raphael Mergehenn vorliest, hängt das Publikum an seinen Lippen. Der Elfjährige haucht den Figuren lesend Leben ein. Deshalb darf Raphael nun für sich beanspruchen, der beste Vorleser in seiner Stadt zu sein. Der Schüler des Humboldtgymnasiums hat den Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels gewonnen. Insgesamt neun Sechstklässler traten dabei für ihre Schulen an. Sie mussten nicht nur ihren Text richtig wiedergeben, sondern es galt, ihn sich durch Betonung, Aussprache und Interpretation zu eigen zu machen.

Raphael Mergehenn hatte sich für den Wettbewerb "Sam Hinkel und die Akademie für Ärger" von T. R. Burns ausgesucht. Die Geschichte von Sam Hinkel, dem personifizierten Gegenteil eines Musterschülers, der mit der Akademie für Ärger ein Internat für echte Unruhestifter besucht und fortan schlechtes Benehmen paukt, hat Raphael gewählt, um das Publikum zu unterhalten. Sie entspricht aber durchaus auch seinem persönlichen Literaturgeschmack: "Ich mag Bücher besonders gerne, die Lustiges und Spannung verbinden", erzählt der Gymnasiast. Er ist kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um Vorlesewettbewerbe geht. Bereits in der vierten Klasse war er schon einmal dabei und gewann. "Diesmal hätte ich nicht mit einem Sieg gerechnet, denn es waren wie immer viele tolle Vorleser dabei", sagt er bescheiden.

Auf der Bühne in der Stadtbibliothek überzeugte Raphael Mergehenn die Jury mit Witz, Begeisterung und großer Begabung. "Ein bisschen schauspielerisches Talent schadet dabei nicht, aber man darf es nicht übertreiben", weiß der Profi-Vorleser. "Die Zuhörer müssen richtig in die Geschichte eintauchen können." Nach der ersten Vorleserunde aus dem selbst gewählten Buch, musste Raphael wie seine Mitstreiter sein Können anhand des unbekannten Textes "Norden ist, wo oben ist" von Rüdiger Bertram unter Beweis stellen. "Das war aufregend, denn diesen Text konnte ich nicht üben."

Wie wird man denn ein so guter Vorleser? "Am besten, man ist eine richtige Leseratte wie ich", entgegnet Raphael Mergehenn spontan. "Wer Spaß am Lesen hat und Bücher regelrecht verschlingt, dem fällt es leichter, gut vorzulesen", hat er die Erfahrung gemacht. Der Elfjährige ist seit vielen Jahren passionierter Leser und liest beispielsweise seinen Eltern abends gerne vor. "Natürlich höre ich auch gerne zu, wenn andere tolle Vorleser ihre Kunst zeigen — wie beispielsweise Rufus Beck." Beruflich hat Raphael, der im März beim Bezirksentscheid antritt, noch keine konkreten Pläne. "Ich bin ja noch ziemlich jung", lacht er und könnte sich allerdings vorstellen, Arzt zu werden.

(pbm)
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