Solingen Randalierer verwüsten Baby-Grab

Solingen · Unbekannte haben am Wochenende das Grab des kleinen Paul Frederik in Gräfrath heimgesucht und Grabschmuck gestohlen. Die Mutter des Kleinen hat nun neue Tier-Figürchen aufgestellt - doch der Schmerz über die Tat sitzt tief.

 Lisa Leifeld zusammen mit ihrem zweiten Sohn Hendrik Oskar am Grab ihres im Sommer 2015 gestorbenen Sohnes Paul Frederik. Die junge Mutter hat den gestohlenen Grabschmuck — kleine Tier-Figürchen und Kürbisse — durch neue ersetzt.

Lisa Leifeld zusammen mit ihrem zweiten Sohn Hendrik Oskar am Grab ihres im Sommer 2015 gestorbenen Sohnes Paul Frederik. Die junge Mutter hat den gestohlenen Grabschmuck — kleine Tier-Figürchen und Kürbisse — durch neue ersetzt.

Foto: Stephan Köhlen

Auch am Tag nach der schrecklichen Entdeckung waren Lisa Leifeld die Trauer und die Wut über das gerade erst Erlebte weiter deutlich anzumerken. Denn dort, wo kurz zuvor noch die kleinen, liebevoll platzierten Tier-Figürchen, der Kürbis im Miniaturformat sowie Kerzen gestanden hatten, ist seit Sonntag nichts mehr wie zuvor. Unbekannte Vandalen haben irgendwann am vergangenen Wochenende das Grab von Lisa Leifelds Sohn Paul Frederik auf dem Parkfriedhof in Gräfrath heimgesucht, den gesamten Grabschmuck gestohlen - und der Mutter damit das Schlimmste angetan, was sie sich überhaupt vorstellen kann.

"Es war wie ein Stich ins Herz", schilderte die junge Solingerin gestern noch sichtlich aufgewühlt sowie unter Schock ihre Empfindungen nach der Tat, die sie am Sonntagnachmittag entdeckt hatte. Wie so oft war Lisa Leifeld zum Parkfriedhof gefahren, um das Grab ihres kleinen Sohnes zu besuchen, der im Sommer 2015 mit gerade 13 Tagen verstorben war. Doch das, was die Mutter dann sah, wird sie wohl ihr gesamtes Leben nicht vergessen - und macht sie einfach nur fassungslos. "Ich weiß nicht, wie Menschen so etwas tun können an einem Ort, der mir so viel bedeutet", sagte Lisa Leifeld am Montag unserer Redaktion.

Zwar erstattete die Solingerin umgehend Anzeige bei der Polizei und informierte überdies die Verwaltung des städtischen Friedhofs. Allerdings dürften die Chancen schlecht stehen, der Grabschänder im Nachhinein noch habhaft zu werden. Denn es gibt keinerlei Zeugen, die die Tat - nur wenige Tage vor dem heutigen Feiertag Allerheiligen - gesehen haben.

Dabei besitzen die Verantwortlichen im Solinger Rathaus und auch im für die Klingenstadt zuständigen Polizeipräsidium in Wuppertal durchaus ihre Erfahrungen mit Verwüstungen an Gräbern. Wohl komme es insgesamt eher selten vor, dass Unbekannte auf den Solinger Friedhöfen die Totenruhe störten, hieß es gestern unisono vonseiten der Stadt sowie bei der Polizei. Trotzdem ist der Diebstahl vom Grab des kleinen Paul Frederik wiederum auch kein absoluter Einzelfall.

"Drei- bis viermal pro Jahr müssen wir solche Taten aufnehmen", sagte beispielsweise ein Sprecher der Polizei, während die Stadt Solingen ihrerseits darauf verwies, man sei bei Grabschändungen wie jener vom Wochenende relativ hilflos. "Unsere Friedhöfe sind 24 Stunden am Tag geöffnet", betonte eine Rathaus-Sprecherin. Denn immerhin, so die Sprecherin, dienten die städtischen Ruhestätten in Ohligs, Burg und eben in Gräfrath vielen Menschen nicht allein als Orte der Trauer und des Andenkens, sondern würden von den Bürgern überdies als Parks genutzt.

Nach Einschätzung der Polizei könnte es sich bei den Tätern vom Wochenende um Jugendliche handeln. Ein sprichwörtlich dummer Jungenstreich ist die Störung der Totenruhe darum aber nicht. Im Gegenteil: Sollten die Randalierer doch noch gefasst werden, müssen sie mit einer empfindlichen Bestrafung rechnen. "Bei Störung der Totenruhe handelt es sich nämlich um eine Straftat", stellte der Polizeisprecher klar.

Derweil versucht Lisa Leifeld, das Erlebte vom Sonntag irgendwie zu verarbeiten. Aber das fällt schwer und tut weh. Gestern war die junge Mutter zusammen mit ihrem zweiten Sohn Hendrik Oskar wieder auf dem Parkfriedhof in Gräfrath. Inzwischen stehen längst neue Tierchen und auch wieder kleine Kürbisse auf dem Grab von Paul Frederik. Trotzdem wird der Schmerz noch eine ganze Weile andauern. "Wir wollen es unserem verstorbenen Kind so schön wie möglich machen - und dann das. Wir sind einfach nur fassungslos und traurig", sagte die Solingerin.

(RP)
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