Solingen Rakhi hat noch keine Stunde gefehlt

Solingen · 13 Kinder und Jugendliche aus fünf Nationen nehmen nach der Schule noch am Sprachunterricht teil.

Mahdi und Rakhi kommen aus Afghanistan. Doch die beiden können sich nicht unterhalten. Während die 15-jährige Rakhi zu Hause Hindi und Urdu gesprochen hat, wuchs der 13-jährige Mahdi mit Paschtu und Dari auf. Doch wenn beide weiter so eifrig lernen, werden sie ihre Unterhaltung bald auf Deutsch führen können. Beide besuchen seit anfang Mai zusammen mit elf weiteren Kindern und Jugendlichen aus fünf Ländern eine zusätzliche Sprachförderung in den Räumen des Kommunalen Integrationszentrums im Rathaus. Zweimal in der Woche ist zwei Stunden lang Unterricht in deutscher Sprache.

"Rakhi hat noch keine Unterrichtsstunde versäumt", sagt Christiane Rohwer. Sie unterrichtet die ungewöhnliche Klasse mittwochs und freitags. Erfahrungen bringt sie aus der Hausaufgabenhilfe des Offenen Ganztags mit, seit vielen Jahren engagiert sie sich in der ehrenamtlichen Arbeit mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Die Arbeit mit den 13 Kindern und Jugendlichen, die neben Afghanistan aus Tschetschenien, Italien, Griechenland und Spanien kommen, macht ihr sehr viel Spaß, eine richtig nette Klasse sei das, sagt sie voller Überzeugung.

Am Anfang jeder Unterrichtsstunde wird das Gelernte noch einmal ins Gedächtnis gerufen. Christiane Rohwer geht durch die Reihen, und jedes Kind stellt sich vor, nennt Name, Alter und Anschrift. Dann werden kurze Fragen beantworten, ein kleiner Dialog entsteht. Dabei sind die Kenntnisse der Schülerinnen und Schüler durchaus unterschiedlich. Manche sind von Anfang an dabei, andere erst kurze Zeit. Und wie in jeder Klasse gibt es aufmerksame Schüler und solche, die sich gerne ablenken lassen. Beim anschließenden Test, bei dem aus langen Buchstabenreihen zusammenhängende Worte gefunden werden müssen, macht sich dann bemerkbar, wer aufgepasst hat und wer dem Nachbarn über die Schulter schauen muss, um der Lösung näher zu kommen.

Vom 22. Juli bis 7. August sollen die Kenntnisse in einem Sommercamp vertieft noch werden. "Zwei Stunden Sprachunterricht, aber auch Eisessen, ein Zoobesuch, das Kennenlernen der Stadtbibliothek oder von Jugendeinrichtungen stehen auf dem Programm", erläutert Hilde Hess-Steinhauer, die stellvertretende Leiterin des Kommunalen Integrationszentrums.

Die Schülerinnen und Schüler aus dem Unterricht von Christiane Rohwer brüten derweil über Begriffen wie Radiergummi und Schultasche und lernen auch das Wort Ranzen. "Das benutzt heute kaum noch jemand", erklärt die Lehrerin. Kurz vor Ende der ersten Stunde lässt die Konzentration schon etwas nach. Kein Wunder, schließlich haben alle bereits einen Vormittag in einer Regelschulklasse hinter sich. Rakhi besucht zum Beispiel die Theodor-Heuss-Schule. Ihre Deutschkenntnisse werden von Tag zu Tag besser, auch mit dem Schreiben klappt es schon gut. Das ist auch dem Einsatz der Lehrer in den Regelklassen zu verdanken, die zum Teil mit großem persönlichen Engagement dafür sorgen, dass der Übergang ins deutsche Schulsystem gelingt. Kurz vor Ende der ersten Stunde ist Christiane Rohwer bei den Farben angekommen. Auch das klappt schon gut: Der Pullover von Rafaela ist rosa, die Jacke von Rakhi schwarz. Und die Lehrerin verrät am Ende auch noch neben ihrem Lieblingsfußballer Lewandowski ihre Lieblingsfarbe: orange, so wie die Namensschilder, die vor ihren 13 Schülern stehen.

(RP)
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