Solingen Prozess um Schüsse vor Kö-Disco

Solingen · Die beiden Männer, die mit Pistolenschüssen vor der Kö-Diskothek Checkers im vergangenen März drei Frauen verletzten, schweigen über die Tat. Aber vor einer Verurteilung wollen sie den Opfern Schmerzensgeld anbieten.

Die Sachlage im Prozess um die Schüsse vor der Kö-Diskothek Checker's ist klar: Die aus Solingen kommenden Angeklagten geben zu, am 23. März 2007 kurz vor fünf Uhr geschossen und drei Frauen verletzt zu haben. Die in der Türkei geborenen Männer, 29 und 33 Jahre alt, haben den Opfern, die mit oberflächlichen Verletzungen davon gekommen waren, eine schriftliche Entschuldigung nebst finanzieller Entschädigung versprochen.

Die Sachlage um die Schüsse vorm Checker's ist hochkompliziert. Wer wo gestanden hat, als er mit was für einer Pistole (drei wurden gefunden, nur eine benutzt) wohin gezielt hat, will die Justiz klären. Die 10. Düsseldorfer Strafkammer nahm deshalb gestern knapp zwei Stunden lang die Bilder einer Überwachungskamera in Augenschein, auf der sich die Nebenklägerinnen nur mit Mühe selbst erkennen konnten. Weil die Angeklagten seit dem knappen Geständnis am ersten Verhandlungstag über die Sache selbst beharrlich schweigen und auch gestern eher unberührt die Videobilder betrachteten, auf denen die Schützen jener Nacht zu sehen sind, bleiben viele Fragen ungeklärt.

Auch das Panoramabild, mit dem Spezialisten des Landeskriminalamts am Computer den Tatort nachstellten, war keine Hilfe. "Es wird schwierig werden, zu entscheiden, wer für welche Verletzung verantwortlich ist", sagte der Vorsitzende Stefan Drees gestern und beraumte gleich zwei weitere Verhandlungstage an.

Gestern hatten die beiden Verteidiger noch kein konkretes Angebot in Sachen Täter-Opfer-Ausgleich vorlegen können, müssen deshalb fürchten, dass sich die Nebenkläger für ein höheres Strafmaß aussprechen. Deshalb versuchten Freunde und Verwandte der Angeklagten derzeit, einen angemessenen Betrag — die Rede war von 2000 Euro für eines der Opfer — zusammen zu kratzen. "Dann könnten wir uns mit einer milden Strafe abfinden," so die Nebenklagevertreter.

Der als Haupttäter angeklagte Deniz Z. verweigerte gestern zwar weiter jegliche Aussage zur Tat, erzählte dem Gericht dafür seine 29-jährige Lebensgeschichte. Als Kurde habe er in der Türkei zwar noch sein Abitur gemacht und in der Tourismusbranche gearbeitet, doch mit 19 Jahren habe er fliehen müssen, beantragte bei seiner bereits in Deutschland lebenden Familie Asyl. Der Antrag wurde im selben Jahr abgelehnt, in dem Z. eine Deutsche heiratete, kurz danach wurde er in Wuppertal wegen gewerbsmäßigen Drogenhandels zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. "Danach versuchte ich ein ordentlicher Mensch zu sein, hatte eine feste Arbeit und habe aus der Haft gelernt. Ich war voll integriert."

(RP)
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