Solingen Protest gegen Kürzungen bei Bussen

Solingen · Vereine, Kirchengemeinden und Firmen mit Schichtarbeit leiden seit der Einführung des Nachtexpress-Systems in 2007 unter dem ausgedünnten Fahrplan. Sie wenden sich deshalb gegen weitere Sparmaßnahmen im öffentlichen Nahverkehr.

Zu welchen Problemen eine Ausdünnung des Busfahrplans führt, davon kann die evangelische Stadtkirchengemeinde ein Lied singen. Seit der Einführung des Nachtexpress-Systems im Jahr 2007 ist der Sonntagsgottesdienst um 10.30 Uhr im Gemeindehaus an der Margaretenstraße für einige Gemeindemitglieder so schlecht mit dem Bus zu erreichen, dass sie den Gottesdienst nicht mehr besuchen. "Und in der Stadtkirche am Fronhof kommen sonntags regelmäßig 15 bis 20 Leute zu spät zum 10-Uhr-Gottesdienst, weil die Busse bei ihnen zu Hause jetzt erst eine halbe Stunde später und nur stündlich fahren", berichtet Pfarrerin Jutta Degen. Ein Verlegen des Gottesdienstes sei jedoch nicht möglich.

"Es trifft die sozial Schwachen"

Die Gemeinde habe bereits Widerspruch bei den Stadtwerken eingelegt — ohne Erfolg. Daher unterstützt sie die Resolution von Solinger Vereinen und Gruppen für einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr, die jetzt an die Solinger Ratsmitglieder verschickt wurde und in der sich die Unterzeichner gegen geplante weitere Kürzungen von jährlich bis zu 750 000 Euro im Busverkehr wenden.

"Bei vielen anderen Organisationen, Vereinen und Firmen stehen die Leute seit der Einführung des Nachtexpress-Systems abends und am Wochenende morgens oft lange an den Haltestellen herum. Wenn die Verbindungen noch schlechter werden, bleiben bei einigen Vereinen die Mitglieder ganz aus", befürchtet Edgar Scharmann von der Bürgerinitiative "Solingen gehört uns", die die Resolution zusammen mit der Schülervertretung des Gymnasiums Vogelsang und dem Bergischen Regionalverband des Verkehrsclubs Deutschland verfasst hat. "Wenn man im Busverkehr spart, trifft es die sozial Schwachen", sagt Scharmann. "Das ist eine schlimme Sache."

Dies spürt man auch in der evangelischen Kirchengemeinde Dorp. "Die Leute kommen zwar zu den Veranstaltungen hin, aber nicht mehr weg", berichtet Heidrun Kosack, die in der Gemeinde aktiv ist. "Ich fahre deshalb schon selbst ab und zu Gäste mit dem Auto nach Hause."

Leidtragende der Kürzungen im Busverkehr sind darüber hinaus viele Pfleger im Diakonischen Werk Bethanien in Aufderhöhe. Etwa 600 Frauen und Männer arbeiten dort, zwei Drittel von ihnen in der Pflege. "Abends und am Wochenende haben die examinierten Fachkräfte erhebliche Probleme, pünktlich zum Dienst zu kommen", berichtet Andreas Schneider, der Vorsitzende Personalvertreter.

Mit dem Taxi zur Arbeit

"Einige kommen schon mit dem Taxi zur Arbeit, weil sie so verstreut wohnen, dass sie sich nicht zu einer Fahrgemeinschaft zusammenschließen können." Insbesondere, wer in Höhscheid oder der Südstadt wohne und am Graf-Wilhelm-Platz umsteigen müsse, sei sehr lange unterwegs. "Statt weiter zu kürzen, müssten hier die Verbindungen dringend verbessert werden", sagt Schneider.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort