Ausbildungsparty in Solingen Wertschätzend und auf Augenhöhe zum passenden Job

Solingen · Im Bemühen um beruflichen Nachwuchs richteten Unternehmen, die IHK, Stadt Solingen und Jugendförderung die erste Ausbildungsparty aus.

 Fünf Auszubildende aus verschiedenen Solinger Firmen und Unternehmen wurden zu Beginn der Ausbildungsparty auf die Bühne geholt und von Pascal Keller (l.) interviewt.

Fünf Auszubildende aus verschiedenen Solinger Firmen und Unternehmen wurden zu Beginn der Ausbildungsparty auf die Bühne geholt und von Pascal Keller (l.) interviewt.

Foto: Peter Meuter

Zur Premiere hatte sich bei winterlichen Außentemperaturen pünktlich zum Einlass schon eine ansehnliche Schlange junger Menschen am Eingang der Cobra gebildet. Sorgfältig wurden die Ausweise und so genannten „Muttizettel“, die elterliche Erlaubnis für die unter 18-Jährigen nach 24 Uhr noch weiterfeiern zu dürfen, kontrolliert – bevor es sich im dezent mit den verschiedensten lokalen Jobangeboten dekorierten langen Gang Richtung Saal auch schon wieder rechts vor der Garderobe knubbelte.

Der Saal selbst war für einen langen und ausgiebigen Feierabend angerichtet: auf der Bühne das DJ-Pult, die Tresen gut bestückt und mit jungem Personal besetzt. Fern ab von allem „Du musst doch“ und „Du solltest aber“, mischten sich zügig sowohl Auszubildende in spe und zivil als auch jene bereits in Ausbildung und vielfach in Shirts mit Logoaufdruck und in jeweiliger Firmenfarbe gekleidet.

„Die Idee, eine Jobmesse einmal anders zu machen, hatte ich bereits vor gut drei Jahren. Zunächst war das noch wesentlich kleiner und stadtteiliger angedacht. Doch dann kamen uns die zwei leidlichen Corona-Jahre dazwischen“, erläuterte Markus Feldker vom Edelstahlspezialisten Vogel-Bauer in Wald, der mit sieben seiner Azubis gekommen war, um mit Interessierten auf Augenhöhe ins Gespräch zu kommen und zu feiern.

 Im Flur der Cobra hingen zahlreiche Ausbildungsangebote von Solinger Firmen aus.

Im Flur der Cobra hingen zahlreiche Ausbildungsangebote von Solinger Firmen aus.

Foto: Peter Meuter

„Wir haben uns zusammengesetzt und überlegt, wie sich das für alle Beteiligten attraktiv und niedrigschwellig umsetzen lässt. Mit so viel positivem Feedback und einer solch großen Resonanz haben wir jedoch nicht gerechnet – über 400 Karten waren schon im Vorfeld weg“, führte Anja Stock, Geschäftsführerin der Cobra weiter aus. Entsprechend wurde nicht ganz zufällig ein Wochenendtermin kurz nach Ausgabe der Halbjahreszeugnisse gewählt.

„So immens der Bedarf einerseits ist, so vielfältig und interessant sind die Ausbildungsangebote andererseits. Wir sind bei den Unternehmen offene Türen eingerannt, sodass wir schlussendlich längst nicht alle potenziellen Sponsoren berücksichtigen konnten“, berichtete Carmen Bartl-Zorn, für den Geschäftsbereich Aus- und Weiterbildung bei der Bergischen IHK verantwortlich und ebenso mit an Bord im Team der engagierten Macher wie Maria Carroccio Ricchiuti, seitens der Stadt Solingen zuständig für den Dialog mit den Schulen sowie Schülerinnen und Schülern: „Wir machen bereits zahlreiche Informationsangebote auch vor Ort. Die Arbeitswelt erlebt einen rasanten Wandel. Und die jungen Menschen wissen oft gar nicht, welche neuen und guten Möglichkeiten sowie Perspektiven es aktuell hier am Markt gibt.“ Einigen war auch die Cobra noch gar nicht bekannt.

Noch zu später Stunde wurde in der großen Halle der Cobra gefeiert.

Noch zu später Stunde wurde in der großen Halle der Cobra gefeiert.

Foto: Peter Meuter

Einen weiteren wichtigen Beitrag für den Erfolg der Initiative leistete im Rahmen der Jugendförderung der Stadt Solingen der Jugendstadtrat. Sowohl in Sachen Kommunikation und Information der Jugendlichen als auch dem zuletzt schon in der Ohligser Festhalle sehr erfolgreich erprobten Partykonzept „Let‘s fetz“ gab es für Sinya Waldmann stellvertretend viel Lob und Anerkennung für das große Engagement.

Große Einigkeit bestand indessen darin, dass die jetzige Generation von Schulabgängern längst nicht nur durch Corona besonders gebeutelt ist und daher eine entsprechend rücksichtsvolle und wertschätzende Ansprache braucht und auch verdient.

Für die ganz bewusst alles andere als belehrende und dröge Eröffnung des Abends konnten „die Mutmacher“ gewonnen werden. Das junge und erfolgreiche Start-up aus Karlsruhe verspricht moderne Berufsorientierung, die junge Menschen ermutigt, ihr Potenzial zu entfalten. Gründer Pascal Keller moderierte zunächst kurzweilig anhand seiner eigenen unorthodoxen Vita, um schließlich unter großem Applaus einige örtliche Auszubildende aus unterschiedlichen Branchen auf die Bühne zu bitten, die von ihren persönlichen Erfahrungen in Ausbildung und Betrieb berichteten.

Eine spontane Umfrage per Handzeichen ergab schließlich, dass die allermeisten zumindest schon eine grobe Vorstellung von ihrem beruflichen Werdegang haben. Unterdessen erkundigte sich Max mit Abschluss am Berufskolleg gut gelaunt, ob für den gratis Getränkebon denn auch ein Longdrink drin sei. Alle Gäste waren außerdem zu einer gratis Currywurst – auch vegan – eingeladen und erhielten als Abschiedsgeschenk eine Powerbank mit QR-Code.

„Unterm Strich lässt sich durchaus von einer Win-win-Situation für alle Beteiligten sprechen. Und bei dem absehbaren Erfolg ist eine Neuauflage im nächsten Ausbildungsjahr sehr wahrscheinlich“, betonte ein sichtlich zufriedener Markus Feldker und Anja Stock fügte noch hinzu: „Ein Samstagabend und der Saal voll mit jungen, gut informierten und fröhlich feiernden Menschen – was will man als Kulturzentrum mehr ?“

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