Solingen Praxis für List-Schüler bei der IHK

Solingen · Die Lehrwerkstatt ermöglicht Jugendlichen der internationalen Förderklasse eine Berufsorientierung.

Mit dem Metallbohrer umgehen, für die 18-jährige Vanessa aus Kroatien ist dies kein Problem. Auch Seriana aus dem Kosovo, Wajahat aus Pakistan und die Mitschüler der internationalen Förderklasse des Friedrich-List-Berufskollegs haben in dieser Woche in der Lehrwerkstatt der Industrie- und Handelskammer (IHK) an der Schützenstaße aus einem Messing-Rohling einen präzisen Schlüsselanhänger gefertigt. Gestern befassten sie sich mit elektronischen Schaltkreisen; heute erleben sie einen Praxistag mit den Anforderungen im Hotel- und Gaststättengewerbe - und in Zukunft wünschen sie sich eine Lehrstelle, möglicherweise in einem der Berufsfelder, die die jungen Leute während des Orientierungslehrgangs bei der IHK an der Schützenstraße kennenlernten. Doch zunächst wollen sie erst einmal richtig gut Deutsch lernen und ihren Schulabschluss in den Händen halten.

"Wir freuen uns sehr über die Kooperation mit der Lehrwerkstatt und hoffen, unseren Jugendlichen dadurch eine berufliche Perspektive aufzeigen zu können", sagt Angelika Witoch, Lehrerin des Kollegs an der Burgstraße. Wer eine Berufsperspektive vor Augen hat, geht seinen Weg konsequenter: Martin Hundeck, Schulsozialarbeiter am Friedrich-List-Kolleg, ist überzeugt, dass die Praxis im Schnupperintensivkursus eine wichtige Erfahrung ist - auch für die Schule selbst, um besser abzuschätzen, wie die Pädagogen die Schüler auf ihrem Weg weiterhin unterstützen können.

Seit einem Jahr hat das List-Berufskolleg zunächst eine internationale Förderklasse und nach den Sommerferien 2015 eine zweite eingerichtet. 36 Schüler besuchen diese zurzeit. Sie können sich glücklich schätzen, einen Platz bekommen zu haben. Denn Lehrerin Witoch spricht von Wartelisten insgesamt bei den Solinger Schulen. Die Flüchtlinge beziehungsweise neu zugezogenen Jugendlichen werden diesen dabei vom Integrationszentrum der Stadt zugewiesen. An den Berufskollegs beispielsweise, so Witoch, seien die Kapazitäten komplett ausgelastet.

Rasch Deutsch zu lernen hat im Unterricht gewiss Priorität; doch die Lehrer am Friedrich-List-Kolleg versuchen nach Witochs Worten in den Förderklassen auch verstärkt berufsorientiert zu arbeiten. So haben bereits mehrere Schüler ein Praktikum absolviert. "Der erste Ausbildungsvertrag ist schon geschlossen", sagt Lehrerin Witoch und wünscht sich, dass das Schule macht bei Firmen: Arbeitgeber könnten die Jugendlichen bei einem Praktikum im Betrieb einmal genauer unter die Lupe nehmen und ihnen bei positivem Eindruck zu einem Ausbildungsplatz verhelfen.

Die Einschätzung von Antonio Novembrini, Ausbilder in der IHK-Lehrwerkstatt, über die 14 Schüler des Orientierungskurses ist bereits nach wenigen Tagen positiv: "Es ist schön, mit ihnen zu arbeiten. Sie sind sehr wissbegierig, motiviert und setzen das Gezeigte schnell um."

(RP)
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