Solingen Präzise operieren mit 3 D

Solingen · Bei der "Schlüssellochchirurgie" liefert neue Technik dreidimensionale Bilder aus dem Operationsgebiet. Die St. Lukas Klinik hat dafür Geräte im Wert von 180 000 Euro angeschafft.

 Dr. Markus Meibert ist Chefarzt der Chirurgie in der St. Lukas Klinik. Er gibt regelmäßig Ausbildungskurse für minimal-invasive Chirurgie.

Dr. Markus Meibert ist Chefarzt der Chirurgie in der St. Lukas Klinik. Er gibt regelmäßig Ausbildungskurse für minimal-invasive Chirurgie.

Foto: Stephan Köhlen

Die Landschaft ist zerklüftet, leichte Nebelschwaden ziehen auf und scheinen sich wenig später in Nichts aufzulösen. Ruhig schwenkt die Kamera weiter und gibt den Blick frei in die nächste Dimension. Was hier auf dem großen Bildschirm in höchster Auflösung dargestellt wird, ist keine Landschaft, sondern das Innere eines Menschen, der Nebel ist kein Nebel, sondern der leichte Rauch, der entsteht, wenn die soeben durchtrennten Gefäße verödet werden. Die Kamera sitzt am Ende eines Röhrensystems, das in den Bauchraum geführt wird und die Bilder aus dem Inneren auf den Bildschirm überträgt. Geführt wird sie an diesem Morgen vom Chefarzt der St. Lukas Klinik, Dr. Markus Meibert, der seit sechs Wochen 3-D-Technik in der minimal-invasiven Chirurgie einsetzt.

 Dr. Markus Meibert hat zur Entfernung einer Gallenblase ein Röhrensystem mit Kamera durch die Bauchdecke eingeführt. Ihm assistieren Dr. Ute Heckendorf (rechts) und OP-Schwester Katrin. Welche Handgriffe er mit den nur wenige Zentimeter großen Instrumenten ausführen muss, sieht er auf dem Bildschirm dreidimensional.

Dr. Markus Meibert hat zur Entfernung einer Gallenblase ein Röhrensystem mit Kamera durch die Bauchdecke eingeführt. Ihm assistieren Dr. Ute Heckendorf (rechts) und OP-Schwester Katrin. Welche Handgriffe er mit den nur wenige Zentimeter großen Instrumenten ausführen muss, sieht er auf dem Bildschirm dreidimensional.

Foto: Stephan Köhlen

Die "Schlüssellochchirurgie" wird an der St. Lukas Klinik seit mehr als 20 Jahren bei bestimmten Operationen eingesetzt. Rund 1000 minimal-invasive Operationen schätzt der Chefarzt, gibt es in dem Krankenhaus pro Jahr. Zum Beispiel Gallenblasen werden auf diese Weise entfernt oder Leistenbrüche operiert.

"Bislang bei der zweidimensionalen Darstellung des Operationsgebietes war es das größte Problem, die Tiefe im Bild festzustellen, sagt Markus Meibert, "die dritte Dimension musste der Chirurg gedanklich hinzufügen". Durch die neue Technik, für die die St. Lukas Klinik rund 180 000 Euro investiert hat, ist nicht nur die Hand-Augen-Koordination beim Operateur deutlich verbessert, auch die Patienten haben Vorteile, da die Operationen deutlich kürzer sind. Keine halbe Stunde dauerte am gestrigen Vormittag die Entfernung einer Gallenblase bei einer Patientin, die Dr. Markus Meibert operierte.

Abgesehen von der verbesserten Bildschirmtechnik laufen die minimal-invasiven Operationen wie bisher ab. Zunächst wird das Röhrensystem mit der Kamera und einer Lichtquelle über kleine Einstiche, zum Beispiel im Bauchnabel, eingeführt. Über zwei weitere Kanäle, die ebenfalls durch kleine Schnitte geöffnet werden, gelangen die oft nur wenige Zentimeter großen Instrumente in den Bauchraum. Mit diesen Instrumenten greift Dr. Markus Meibert auch die Gallenblase der Patientin. Am Ende wird das entfernte Organ durch den kleinen Schnitt in der Bauchdecke herausgezogen. Diese Schnitte hinterlassen fast keine Narben und sind selbst bei größeren Operationen wie Tumorentfernungen oder Teilentnahmen von Magen oder Darm sehr klein.

Wegen der großen Erfahrungen, die die St. Lukas Klinik auf dem Gebiet der minimal-invasiven Operationen hat, wurde die Chirurgie in diesem Monat durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zum Kompetenz- und Referenzzentrum zertifiziert.

(RP)
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