Solingen Prämie bringt Hochbetrieb

Solingen · Nach Einführung der Abwrackprämie am 14. Januar wurden in Solingen 77 Fahrzeuge von Privatleuten neu zugelassen. Autoverwerter "schlachten" zurzeit im größeren Maße Altfahrzeuge aus.

Seit mehr als 50 Jahren ist Rolf Eisenburg im Geschäft. Von daher hat der 76-jährige Autoverwerter von der Wittkuller Straße in Wald einen guten Überblick über das Geschehen in der Vergangenheit und kann Vergleiche ziehen: "So etwas wie jetzt hat es noch nie gegeben, dass der Staat teilweise das neue Auto bezahlt", sagt Eisenburg. Mit neuen Autos hat er zwar nichts zu tun, wohl aber mit der Verwertung beziehungsweise Verschrottung von Altfahrzeugen. "Wir schlachten aus — zurzeit im größeren Maße, alle wollen die 2500 Euro Abwrackprämie haben", freut sich der Walder Unternehmer über den momentanen Boom.

Eine Schrottpresse, die alte Vehikel zu einem mehr oder weniger handlichen Stück zusammenfaltet, hält Rolf Eisenburg an der Wittkuller Straße nicht vor. "Ich bin auch kein Schrotthändler, ich verwerte alle Teile aus den Autos, die zu verwerten sind." Batterien beispielsweise, die von ihm dann geprüft und mit Garantie versehen wieder verkauft werden.

Der Weg zur Umwelt- beziehungsweise Abwrackprämie in Höhe von 2500 Euro führt seit dem 14. Januar zunächst über eine Bescheinigung: Der Verwertungsnachweis muss von einem anerkannten Demontagebetrieb ausgestellt werden. "Das Altfahrzeug muss mindestens neun Jahre alt und ein Jahr auf die Person zugelassen sein — das ist Voraussetzung, um in den Genuss der Umweltprämie zu kommen, wenn man sich jetzt einen Neu- beziehungsweise Jahreswagen mit mindestens Euro-4-Norm zulegen will", erklärt Ernst-Robert Nouvertné. Das Autohaus Nouvertné arbeitet beim Verschrotten der Altfahrzeuge mit der Firma Bender in Leverkusen zusammen, die, wie auch Rolf Eisenburg weiß, "eine große Schrottpresse vorhält".

Der Sprecher der Solinger Kfz-Branche und Präsident des Kfz-Landesverbandes verweist zudem darauf, dass die Prämie nur an Privatpersonen, nicht aber an Gewerbetreibende oder Firmen gezahlt wird. "Den Formularkram kann man als Kunde auch über den seriösen Autohandel erledigen", sagt Nouvertné. Die Autohäuser seien beim Ausfüllen der Antragsformulare behilflich. Denn antragsberechtigt ist der Erwerber des Neufahrzeuges, "der Antrag wird dann vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) entgegengenommen, bearbeitet und beschieden", erklärt das Finanzamt Solingen-Ost. "Die Prämie wird dann auf das Konto des Neuwagenkäufers überwiesen", ergänzt Ernst-Robert Nouvertné.

1,5 Milliarden Euro — darin enthalten sind auch die Abwicklungskosten — stehen als Obergrenze für die Umweltprämie zur Verfügung. "Die Mittelverteilung erfolgt nach der Reihenfolge der Antragseingänge", sagt das Finanzamt. "Das Geld reicht für rund 600 000 Fahrzeuge", hat Ernst-Robert Nouvertné durchgerechnet. Er sieht durch die Prämie momentan insbesondere einen Run auf preiswerte Neufahrzeuge. Allerdings auch Missbrauchsmöglichkeiten durch "unseriöse" Händler: "Die BAFA muss von daher sehr sorgfältig prüfen", sagt der Kfz-Landespräsident.

Einen "großen Ansturm" hat die Kfz-Zulassungsstelle "bislang aber noch nicht verspüren können", sagt Wolfgang Grün, Leiter der Bürgerbüros. "Aber es fragen uns viele am Telefon um Rat", ergänzt er. 77 neu zugelassene Fahrzeugen von Privatleuten hat Grün in den vergangenen 14 Tagen verzeichnet. Im Januar 2008 waren es 57. Er weiß aber: "Zwischen Bestellung und Auslieferung eines Neuwagens liegt eine gewisse Zeit."

(RP)
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