Solingen Politische Intrige beim SBV?

Solingen · Hinter der Abwahl des Technik-Geschäftsführers Gerhard Rohde als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bauverein Solingen vermuten Kenner der Genossenschaft einen "Systemwechsel zu den Grünen".

Es kam für ihn selbst überraschend: Gerhard Rohde ist nicht mehr stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Spar- und Bauvereins (SBV) Solingen (wir berichteten gestern). Gewiss, die Personalentscheidung, die während der Vorstandssitzung am 24. März offenbar über seinen Kopf hinweg getroffen wurde, hat bei dem 57-jährigen Vater zweier erwachsener Kinder Spuren hinterlassen. Er ist davon überzeugt, "während der 13 Jahre eine erfolgreiche Tätigkeit für die Genossenschaft im gesamten Bausektor geleistet zu haben". Beispielhaft nennt er das Börkhauser Feld und energische Sanierungen der SBV-Wohnungen. Das habe sogar über Solingen hinaus Anerkennung gefunden.

Vor 13 Jahren kam Gerhard Rohde als technischer Geschäftsführer zum SBV. Das bleibt er auch. Doch die vergangenen sechs Jahre als Stellvertreter des Vorstandssitzenden sind jetzt erst einmal gekappt, weil der 67-jährige Dirk Groß ab April diesen Posten innehat.

"Die Grünen haben das Sagen"

Was passierte bei der denkwürdigen Sitzung der vier Vorstandsmitglieder Rohde und Groß sowie Ulrich Bimberg und Manfred Krause, dem Ratsmitglied der Grünen? Dem Vernehmen hatte Groß zunächst Bimberg als Vorstandsvorsitzenden zur Wiederwahl vorgeschlagen, die dann auch mit drei Stimmen bei einer Enthaltung erfolgte. Anschließend wurde plötzlich Groß von Krause als neuer Stellvertreter ins Rennen geschickt. Das Wahlergebnis auch hier: drei Ja-Stimmen bei einer Enthaltung. Die Chemie zwischen Krause und Rohde stimmt also ganz offensichtlich nicht mehr.

"Beim SBV hat es einen Systemwechsel gegeben. Die Grünen haben das Sagen", heißt es aus dem Umfeld der größten Genossenschaft des Rheinlandes. Kritisiert wird auch die Doppelfunktion von Vorstandsmitglied Krause, der gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke ist: "Der SBV ist ein Großkunde der Stadtwerke. Welche Interessen werden denn hier vertreten?"

Dirk Groß hatte davon gesprochen, dass Rohde bei der Vorstandssitzung im März ebenfalls kandiert habe und unterlegen sei. Doch das dementierte der 57-Jährige gestern auf Anfrage unserer Zeitung. "Ich hätte mich in der Situation nur selbst vorschlagen können." Nach seinem Eindruck wäre dies aber von vornherein zwecklos gewesen. "Die Sache schien entschieden zu sein." Offensichtlich habe vorher eine Vorabstimmung stattgefunden – möglicherweise an den zwei Vorstandssitzungen zuvor, an denen Rohde wegen dienstlicher Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte. "Wenn man bei einer Sitzung nicht dabei gewesen ist, ist man weg vom Fenster", sagt ein Kenner der vielfältigen Strukturen innerhalb der Genossenschaft.

Ein offenes Gespräch zu diesem Thema habe es unter den Vorstandskollegen nicht gegeben. Der technische SBV-Geschäftsführer Gerhard Rohde will das aber nicht emotional bewerten. Selbstverständlich werde er die demokratische Wahl anerkennen; und er fühle sich ebenso verpflichtet, für die Mitglieder der Genossenschaft weiterhin tätig zu sein. Es bleibe abzuwarten, erklärte Rohde, wie die nächsten Wahlen im Vorstand ausgehen würden. Die dürfen jedenfalls bereits im Januar erforderlich werden, da Dirk Groß mit Erreichen der Altersgrenze von 68 Jahren aus diesem Gremium ausscheiden wird.

Kohnke soll in den Vorstand

Und ein Nachfolger für Dirk Groß im Vorstand ist nach Informationen unserer Zeitung schon ausgeguckt: Der stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates des SBV, Erwin Kohnke, soll den Vorstandsposten übernehmen. Kritisch betrachtet wird aus dem Umfeld der Genossenschaft, dass der Ende dieses Jahres auslaufende Sechs-Jahres-Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Ulrich Bimberg bereits 2009 um weitere sechs Jahre verlängert worden sei. Der Vertrag von Rohde läuft Ende 2011 aus – und ist noch nicht verlängert worden.

Von unserer Zeitung angesprochene Aufsichtsräte hielten sich gestern wie am Vortag merklich bedeckt und äußerten sich nicht zur Sache: "Kein Kommentar."

(RP)
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