Polit-Podium in Solingen Wahlkampf-Sprüche statt Schachtelsätze

Solingen · Im inklusiven Polit-Podium übten sich die Bundestagskandidaten von sechs Parteien in der leichten Sprache. Der Erkenntnisgewinn blieb dennoch überschaubar.

 Dorothee Daun moderierte die Diskussionsrunde mit sechs Direktkandidaten zur Bundestagswahl: (v.l.) Jürgen Hardt (CDU), Ingo Schäfer (SPD), Silvia Vaeckenstedt (Grüne), Robert Weindl (FDP), Shoan Vaisi (Linke) und  Christoph Gärtner (MLPD).

Dorothee Daun moderierte die Diskussionsrunde mit sechs Direktkandidaten zur Bundestagswahl: (v.l.) Jürgen Hardt (CDU), Ingo Schäfer (SPD), Silvia Vaeckenstedt (Grüne), Robert Weindl (FDP), Shoan Vaisi (Linke) und  Christoph Gärtner (MLPD).

Foto: Peter Meuter

Das ausweichende Antworten und allzu komplizierte Ausführungen unerwünscht waren, machte Moderatorin Dorothee Daun den Gesprächspartnern schnell klar: „Politiker sollten lernen, sich verständlich auszudrücken“, gab sie streng die Marschroute des Nachmittags vor. An dem hatte das Aktionsbündnis „Inklusion Solingen“ zum Polit-Podium für Zuschauer mit und ohne Behinderung ins Walder Stadion eingeladen.

Rund 30 Gäste nahmen auf der Tribüne der Jahnkampfbahn Platz – ihnen gegenüber saßen sechs Kandidaten des Wahlkreises 103 (Solingen / Remscheid / Wuppertal-Süd) zur Bundestagswahl: Jürgen Hardt (CDU), Ingo Schäfer (SPD), Silvia Vaeckenstedt (Grüne), Dr. Robert Weindl (FDP) und Shoan Vaisi (Die Linke) hatten vorab zugesagt. Dazu gesellte sich noch etwas überraschend Christoph Gärtner von der MLPD.

Eine Minute hatte jeder der Kandidaten, um sich vorzustellen. Und auch die Schwerpunkte ihrer Parteien und Publikums-Fragen sollten sie zügig beantworten – und zwar in leicht verständlicher Sprache. Verwirrende Aussagen konnten die Gäste mit dem Hochhalten von Kärtchen quittieren. Davon machten sie allerdings eher selten Gebrauch. Die Redebeiträge blieben recht kurz – aber dafür inhaltlich oft vage.

An die Stelle langer Sätze rückten manches Mal Schlagworte: „Wir sind die Partei der Selbstbestimmung“, fasste zum Beispiel FDP-Politiker Weindl seine Standpunkte zusammen. Und dem Publikums-Vorwurf, „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, musste sich Jürgen Hardt stellen: Was er konkret am oft als kompliziert und bürokratisch empfundenen Teilhabegesetz zur Eingliederung vom Menschen mit Behinderung ändern würde, wollte ein Zuhörer wissen. Die Antwort fiel diplomatisch aus: „Wir sollten keine Scheu haben, strengere Regelungen zu schaffen, damit Hilfen auch ankommen.“

Bundestagswahl 2021 - Kandidaten für Solingen-Remscheid-Wuppertal II (Wahlkreis 103)
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Die Kandidaten 2021 für Solingen-Remscheid-Wuppertal II

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Foto: Guido Radtke

Überhaupt zeigte sich in der Diskussionsrunde ungeachtet der Sprache der klassische Wahlkampf-Mechanismus: Der CDU-Bundestagsabgeordnete Hardt verteidigte Fortschritte, die man zuletzt gemacht habe – ob bei der Unterstützung verschuldeter Kommunen durch den Bund, die Einrichtung eines Fonds zur Förderung von Sportstätten und steigende Mittel für den öffentlichen Personennahverkehr. Die anderen Kandidaten – allen voran SPD-Mann Ingo Schäfer – attackierten den aktuellen Mandatsträger und warfen ihm Schönfärberei vor.

Grünen-Kandidatin Silvia Vaeckenstedt startete gleich in ihrem ersten Beitrag einen Frontalangriff auf Hardt: Seine Forderung nach Balance zwischen Umweltschutz und sozialen Aspekten klinge wie aus dem grünen Wahlprogramm abgeschaut. Schäfer, der sich für einen „Altschuldenfond“ für Kommunen aussprach, rückte wenig später seinerseits in die Defensive, als Robert Weindl ihn an die Regierungsbeteiligung der Sozialdemokraten erinnerte.

Für einen unfreiwilligen Höhepunkt der Diskussion sorgte der FDP-Kandidat wenig später selbst: „Inklusion hat dann funktioniert“, sagte er in Richtung des Publikums, „wenn Sie hier an unserer Stelle sitzen und wir auf Ihren Plätzen.“ Was offenkundig visionär klingen sollte, konterte Mitbewerberin Silvia Vaeckenstedt mit der lapidaren Feststellung: „Ich habe auch eine Behinderung.“

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