Solingen Piratenfest in Mangenberg
Solingen · „Die Gemeinde lässt sich nicht totsagen“, sagt Pfarrer Jochen Schulze mit Entschiedenheit.
Nach den Turbulenzen der vergangenen Wochen um die Abberufung und Beurlaubung der Mangenberger Pfarrerin Bärbel Schweizer geht die evangelischen Kirchengemeinde in die Offensive und lädt heute, Samstag, zum Gemeindefest an der Sandstraße ein, gestaltet als Piratenfest. „Die Eltern der Kindergartenkinder backen für dieses Fest, und mit allen aktiven Helfern und Mitarbeitern möchten sie zeigen, dass der Mangenberg lebt.“ Pfarrer Jochen Schulze, Vorsitzender des Presbyteriums, hat darauf hingewiesen.
Pikant: Die „Protestanten am Mangenberg“ mit ihrem Verein „Hoffnung für den Mangenberg“, der offen für die Abtrennung des Seelsorgebezirks vor der evangelischen Kirchengemeinde eintritt, hatte die Gemeinde ebenfalls zum Fest eingeladen; und zwar am Samstag nächster Woche. „Seit dem sich unsere Pfarrerin Bärbel Schweizer in Urlaub befindet, schreitet das Sterben des lebendigen Gemeindelebens am Mangenberg für alle sichtbar voran“, hatte Melanie Grams, Sprecherin des Vereins, Alarm geschlagen.
Dem tritt Pfarrer Schulze im Gespräch mit unserer Zeitung mit Entschiedenheit entgegen. „Es gibt eine große Bereitschaft der Gemeindeglieder, ehrenamtlich mitzuarbeiten. Sie lassen sich nicht von dem Verein vereinnahmen. Sie lassen sich nicht totsagen.“ Nach den Worten von Schulze widersprechen Gemeindeglieder dem Verein, viele würden sagen: „Wir machen ehrenamtlich weiter.“
Der Presbyteriumsvorsitzende unterstreicht, dass das Schicksal einer Gemeinde ohnehin nicht von der Person eines einzigen Pfarrers abhängig ist. „Sie lebt nicht allein vom Pfarrer. Das zeigt sich jetzt.“
Das Jugendhaus „Dingshaus“ stellt sich unter anderem beim heutigen Gemeindefest vor. „Alle Gruppen und Kreise, die im Gemeindezentrum Mangenberg ihr Zuhause haben, finden zu den bekannten Zeiten statt.“ Schulze verweist beispielhaft auf die Kleiderkammer sowie den Kindergottesdienst, der in der Kapelle Sandstraße eine lange Tradition hat und sonntäglich parallel zum Hauptgottesdienst stattfindet. Auch der Besuchsdienst sei eine tragende Säule der Gemeinde.
Vor dreieinhalb Wochen ist die Mangenberger Pfarrerin Bärbel Schweizer auf ihren Antrag hin von Superintendent Klaus Riesenbeck beurlaubt worden. Das ist jetzt vom Landeskirchenamt bestätigt worden. „Die pastorale Versorgung des Gemeindebezirks Mangenberg ist für die Zeit der Beurlaubung der Pfarrerin durch das Pfarrkollegium der evangelischen Kirchengemeinde ebenso sichergestellt – wie die Begleitung der Gruppen und der ehrenamtlichen Helfer“, betont Schulze. Am morgigen Sonntag, 10 Uhr, hält Pfarrer Hansgerd Mertzen die Predigt in der Mangenberger Kirche.
Überhaupt wollen die Pfarrer der gesamten Gemeinde Wald häufiger als in der Vergangenheit die Kanzel miteinander tauschen. Und die Presbyter werden nicht nur in ihrem Wohnsitzbezirk ihren Kollektendienst wahrnehmen, sondern in allen Kirchen der Großgemeinde. Dieses neue Rotationsprinzip hat das Presbyterium jetzt beschlossen.