Vor dem Schulstart in Solingen Personalsituation an Grundschulen bleibt angespannt

Solingen · Im Gegensatz zum Vorjahr werden keine Lehrkräfte aus Solingen in andere Städte abgeordnet.

Personalsituation an Solinger Grundschulen bleibt angespannt
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Die Empörung bei den Fachgewerkschaften war groß, als im vergangenen Schuljahr plötzlich zwei Lehrerinnen von Solinger Grundschulen nach Duisburg wegen des dort herrschenden Personalmangels abgeordnet wurden. Nicht der Vorgang selbst, sondern die Art der Kommunikation dieser Maßnahme waren es vornehmlich, die Jens Merten, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), zu jener Zeit verärgert hatte: „Die Schulaufsicht hatte die Kolleginnen ja kurz vor den Sommerferien mit dem Thema konfrontiert. Der Zeitplan war einfach katastrophal.“

Jetzt ist das Verfahren formal abgeschlossen und den beiden Lehrerinnen steht es frei, wieder an ihren eigentlichen Dienstort Solingen zurückzukehren. Auch gebe es für dieses Schuljahr keine Anfragen nach personeller Verstärkung aus anderen Städten, so dass das Thema Abordnung für die rund 400 Solinger Grundschullehrer vorerst vom Tisch sei, heißt es auf Anfrage bei der Stadt. Derweil hält Jens Merten es für wahrscheinlich, dass solche Abordnungen von Grundschullehrern in Solingen künftig häufiger vorkommen werden. „Mittelfristig wird man da kaum drumherum kommen. Nicht nur Duisburg, auch Städte wie Remscheid und Wuppertal sind personell sehr dünn besetzt. Da steht Solingen noch vergleichsweise gut da.“

Dies will Schulamtsdirektorin Daniela Körber nur eingeschränkt bestätigen: „Die Solinger Grundschulen sind zurzeit recht ordentlich mit Lehrkräften ausgestattet. Das bedeutet aber nicht, dass dort alles rosarot ist. Wie an den meisten Grundschulen in NRW ist die Lage auch in Solingen angespannt.“ Auch ließe sich nicht vorhersagen, wie sich die Situation in der Klingenstadt perspektivisch entwickelt: „Jedes Schuljahr ist anders, und wir können nicht wissen, wie viele Kolleginnen schwanger werden, in Elternzeit gehen oder sich vielleicht der Pflege eines Familienmitglieds widmen müssen. Die Personalsituation ist so bunt wie das Leben selbst.“

Davon kann auch Dirk Bortmann ein Lied singen, der bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Solingen für Grundschulangelegenheiten zuständig ist: „Das Verfahren einer Abordnung mag formal rechtens sein. Langfristig halte ich es für ein schlechtes Mittel, um den Personalmangel an den Grundschulen in den Griff zu bekommen. Eine faire Möglichkeit wäre dagegen, wenn das Land eine Prämie bieten würde, wenn Kollegen sich bereiterklären, auch an eine weniger gefragte Grundschule zu gehen.“

Gerade Grundschulen in sozial benachteiligten Stadtteilen oder solche im ländlichen Raum haben es schwer, geeignetes Personal zu finden. „Die Lücken müssen gestopft werden. Deshalb unterrichten auch in Solingen an den meisten Grundschulen Vertretungskräfte, die über keinerlei pädagogische Erfahrung verfügen.“ Für Quereinsteiger sollte ein Crashkurs in Pädagogik das Mindeste sein, meint Bortmann. Seiteneinsteiger, die ursprünglich für eine andere Schulform ausgebildet wurden, seien ebenso keine Alternative.

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