Solingen Paten für den grünen Pött

Solingen · Der Pött- und Heimatverein Eigen übernimmt als Pate die Grünpflege eines Parks. Das soll Schule machen, um der Stadt Kosten abzunehmen, die sie nicht mehr stemmen kann.

Wasser plätschert aus der Öffnung eines aufgestellten Schleifsteins; ein Bachlauf schlängelt sich durch die immergrünen Bodendecker, umsäumt von einem Weg, der zum Pött führt. Das ist der alte Brunnen der Hofschaft Eigen. "Es ist wie eine dörfliche Oase mitten in der Stadt", findet Hans-Peter Boden, Geschäftsführer des Pött- und Heimatvereins. Die 20 Mitglieder pflegen die von Bäumen umfasste Grünananlage in der Senke unterhalb des Frankfurter Damms am Botanischen Garten seit jeher. Der kleine Park gehört der Stadt. Er gibt kein Tor, jeder hat Zutritt. Der Pött mit dem Vereinsheim sei eine Anlaufstelle in der Nachbarschaft, der die Menschen zusammenbringt, erlebt Boden den Bezugspunkt. "Wir treffen uns jeden Sonntagmorgen." Unter der Woche verabredet man sich dann mitunter zur Grünpflege, Laubkehren wird demnächst erforderlich. Und anschließend trinke man meistens noch ein Bierchen miteinander, erzählt der 68-jährige Rentner.

Die gut 1000 Quadratmeter große Fläche steht auf der heiß diskutierten Liste mit städtischen Grünflächen, die aus der Pflege genommen werden sollen, weil laut Sparvorgabe des Stadtrates hier vom nächsten Jahr an 330 000 Euro zwingend eingespart werden müssen. Darauf beruft sich Dr. Klaus Strehlau, Leiter des Stadtdienstes Natur und Umwelt: "Das Konzept bleibt bestehen." Einige Flächen würden zu Wald oder Wegen beziehungsweise zu Brachen; andere sollen nach wie vor verkauft werden, berichtet er unserer Zeitung über die Marschrichtung der Verwaltung nach der emotionalen Debatte im jüngsten Planungsausschuss.

Bernd Krebs (CDU) kontert: Die Verwaltung müsse zwar die Einsparvorgabe im Haushaltssicherungskonzept erreichen, zugleich solle sie der aber Politik darlegen, welche Grünflächen konkret verkauft würden und welche von Paten gepflegt werden könnten. Keine Mehrheit hatte der Vorstoß des Grünen Dietmar Gaida im Ausschuss gefunden, dies erneut im Stadtrat zu beraten. Damit wäre das Haushaltssicherungskonzept in Frage gestellt, wertet Krebs das Manöver. 30 Grünflächen stehen auf der Verkaufsliste mit zusammen über 80 000 Quadratmetern, die an Wupperstraße/Kannenhof und Katternberger Straße sind die größten. Dahinter stehe nicht die Absicht, möglichst viele Flächen möglichst schnell zu Bauland zu machen, beruhigte der Erste Beigeordnete Hartmut Hoferichter im Planungsausschuss die Gemüter. "Wir werden eines Tages weinen" Sigurd Bickenbach (FDP) bezeichnete die Informationsvorlage als eine Katastrophe: "Grünflächen sind städtebaulich außerordentlich relevant. Wir werden eines Tages weinen, wenn wir sie nicht mehr haben." Nach den Worten von Ulrich Hohn (FBU) ist das Grün stets ein Aushängeschild der Stadt gewesen. Seine Befürchtung: "Es wird nicht einfach sein, Paten dafür zu gewinnen." Deshalb vermutete der Grüne Gaida, dass die innerstädtischen Flächen bei einem Verkauf eines Tages eben doch zu Bauland werden. Verkauft werden soll der Eigener Pött allerdings nicht, weil er eine besondere Bedeutung im Biotopverbund besitzt. Für Amtsleiter Strehlau ist der Einsatz des Nachbarschaftsvereins ein Vorzeigeprojekt, weil die Grünpflege durch die Vereinsmitglieder vorbildlich laufe. Das soll auch so bleiben. Allerdings: Es ist die einzige Fläche unter den 30 Positionen der umstrittenen Sparliste, die von einem Paten ehrenamtlich übernommen wird.

(RP)
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