Solingen Orkan sorgte für Chaos

Solingen · Feuerwehr und Technisches Hilfswerk im Dauereinsatz: Mit einer Stärke von bis zu 24 Metern in der Sekunde jagte gestern Orkan "Kyrill" über Solingen. Bäume kippten auf Autos und Häuser.

Über einen Mangel an Arbeit konnte sich die Solinger Feuerwehr gestern nicht beklagen. Umgestürzte Bäume, die die Fahrbahnen blockierten oder auf Häuser und Autos gestürzt waren, Dachpfannen, die sich selbstständig gemacht hatten, und gleich ein ganzes Flachdach, das an der Friedrich-Ebert-Straße abgehoben war — praktisch ohne Pause kämpften professionelle wie freiwillige Feuerwehrleute gegen den Orkan "Kyrill". Bis zum Abend arbeiteten sie über 125 Einsätze ab.

"Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, Menschen in Not zu helfen", erklärte Karlheinz Rehborn, Pressesprecher der Feuerwehr, gegenüber unserer Zeitung. Und wirklich: Gefahren drohten durch den Orkan, der über der Stadt tobte, an vielen Stellen. In Ohligs gab eine Bus-Oberleitung dem Orkan nach, an der Gemarke kippten Wohnwagen um, am Klinikum lösten sich Fassadenteile und eine Wand der vereinseigenen Turnhalle der TSG drohte einzustürzen. Am Abend musste dann auch das Technische Hilfswerk ausrücken, um das Chaos in der Stadt in den Griff zu bekommen. Auf der Westhauser Straße rutschte ein Auto einen Abhang hinunter, mindestens ein Mensch wurde dabei schwer verletzt.

Beim auch für Solingen zuständigen Forstamt Mettmann hatte man sich schon gestern Mittag entschlossen, keinen Mitarbeiter mehr in den Wald zu schicken. Es sei "einfach zu riskant, draußen zu arbeiten", begründete Forstamtsleiter Reinhart Hassel die Vorsichtsmaßnahme und wusste auch gleich von einer Reihe von Bäumen zu berichten, die "Kyrill" gefällt hatte.

Ein ähnliches Schicksal blieb dem Kran an der Baustelle des neuen Bahnhofs Mitte während der gestrigen Arbeitszeit erspart. Auch dort hatten die Verantwortlichen bereits frühzeitig reagiert und lose Gegenstände befestigt. Der große Kran allerdings bedurfte keiner besonderen Sicherung — ganz im Gegenteil. "Das Gerät ist so konstruiert, dass es sich mit dem Sturm dreht. Würde es fixiert, wäre es viel gefährlicher", erklärte Bauleiter Stephan Mayr. Jedoch: Kleinere Gegenstände mussten sehr wohl befestigt werden. Die Bauarbeiter am neuen Bahnhof brachten die Verblendungsplatten in Sicherheit, die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei verstauten lose Schilder und Baken auf der A 46.

Ein ganz besonderes Problem stellte sich Siegfried Schulz, Leiter der städtischen Entsorgungsbetriebe. "Mülltonnen sind eine Gefahr", berichtete er. Das galt vor allem für jene Tonnen, die gestern von der Müllabfuhr geleert worden waren und somit an Gewicht verloren hatten. Nachdem der Entsorgungschef aber von einer Tagung aus dem Ruhrgebiet nach Hause gekommen war, konnte er eine erste, wenn auch noch vorsichtige Entwarnung geben. "Die Leute waren umsichtig und haben die Tonnen untergestellt", erklärte er.

(RP)
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