Solingen/Remscheid Orchester - Gespräche in die nächste Runde

Solingen · Bei den Musikern der Bergischen Symphoniker herrscht "angespannte Ruhe". So beschreibt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, die Stimmung im Orchester der Städte Remscheid und Solingen. Ungewiss ist die Zukunft: Nach einem Ratsbeschluss will Remscheid 500 000 Euro beim Orchester einsparen. Sollte diese Summe nicht erreicht werden, will Remscheid ab Januar 2014 seine Zuschusszahlungen von knapp zwei Millionen einstellen.

Auch die Musiker wollen ihren Beitrag leisten. Sie wollen auf Gehalt verzichten und verlangen dafür eine Bestandssicherung. Mertens führt die Tarifgespräche auf Seiten des Orchesters. Gestern informierte er die Musiker in Remscheid über den aktuellen Sachstand. Inzwischen gebe es ein Eckpunktepapier, das nun den beiden Gesellschaftern, den Städten Solingen und Remscheid, zur Abstimmung vorliegt.

Am Montag treffen sich die Gesellschafter zu neuen Gesprächen über das Orchester. Die Stimmung zwischen beiden Städten ist auf einem neuen Tiefpunkt, seit Remscheid beschlossen hat, Feststellungsklage gegen Solingen und das Orchester selbst einzureichen, um zu klären, ob es seine Zahlung fürs Orchester einstellen darf. Noch hat die Stadt das allerdings nicht getan. "Wir wollen die Gespräche mit Solingen abwarten", sagte Sven Wiertz, der persönliche Referent der Remscheider Oberbürgermeisterin.

Eine wichtige Rolle dürfte auch eine noch ausstehende Rückmeldung der Bezirksregierung spielen. Nachdem der Rat die Klage beschlossen hatte, hatte sich die Ratsfraktion der Wählergemeinschaft in Remscheid (W.i.R.) an Regierungspräsidentin Anne Lütkes gewandt mit der Frage, ob Remscheid überhaupt ein Prozessrisiko, das auf 250 000 Euro beziffert wird, eingehen dürfe. Lütkes habe Remscheid zur Stellungnahme aufgefordert, in der die Stadt dargelegt habe, dass die Klage zur Haushaltskonsolidierung nötig sei, sagte Wiertz. Seitdem habe man nichts mehr aus Düsseldorf gehört.

Sollte Remscheid wirklich gegen Solingen und das Orchester, seine eigene Tochter, klagen, wäre das ein einmaliger Vorgang in der deutschen Kulturlandschaft, sagt Gerald Mertens. Die aktuelle verfahrene Situation sei kontraproduktiv für die Vermarktung des Orchesters. Er sagt: "Bis zur Sommerpause müssen die Gesellschafter zu einem Ergebnis kommen." Er hofft, dass sich die beiden Städte auf einen neuen Gesellschaftervertrag einigen.

Damit wäre zwar die aktuelle Krise überwunden, das Problem aber nicht gelöst. Er halte einen Runden Tisch für dringend angebracht, der bespricht, wie es mit der Kulturlandschaft von Solingen und Remscheid insgesamt weitergeht. Dazu gehöre auch ein Blick auf die Theateretats der Städte. Als Gastgeber könnten die Orchesterfreunde in beiden Städten dienen.

(khe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort