Solingen Orchester-Chef Peter Kuhn: "Das ist schäbig"

Solingen · Generalmusikdirektor Peter Kuhn hat die Ratsitzung am Donnerstag miterlebt, in der Remscheids Oberbürgermeisterin Beate Wilding das Sparpaket einbrachte, in der sie die Auflösung des Orchesters vorschlägt. "Ich finde, mit uns wird schäbig umgegangen. Immer wieder werden wir in einen negativen Zusammenhang gestellt", sagte Kuhn. Das Orchester sei für Remscheid und Solingen eine identitätsstiftende Kultureinrichtung. Der Umgang mit den Musikern sei Gift. Kuhn zeigte kein Verständnis für die Art und Weise, wie mit seiner Person umgesprungen werde. Als Generalmusikdirektor der Bergischen Symphoniker sei er eine öffentliche Person, mit der Remscheid werbe. Weder Kulturdezernent Christian Henkelmann noch Beate Wilding als Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Orchester GmbH haben laut Kuhn mit ihm das Gespräch über die Situation gesucht. Alle wissen, dass sein Vertrag im nächsten Jahr ausläuft. Kuhn hat erwartet, dass die Oberbürgermeisterin ihm zumindest mitteile, im Augenblick könne man noch nichts sagen. "Aber so benimmt man sich nicht, das ist schlechtes Verhalten", sagt Kuhn.

Vertragsverlängerung

In der nächsten Gesellschafterversammlung vor den Sommerferien will Solingens Oberbürgermeister Norbert Feith die Personalie Kuhn auf die Tagesordnung setzen. Feith spricht sich für eine Verlängerung mit Kuhn aus. "Mir macht die Arbeit mit den Symphonikern sehr viel Spaß. Wir haben viel initiiert. Es lohnt sich, diese Arbeit fortzusetzen. Wir müssen nur in Ruhe arbeiten können", sagt Kuhn.

Für die Verweigerung der Stadtspitze, sich mit den Symphonikern trotz mehrerer Angebote an einen Tisch zu setzen, vermutet Kuhn die stille Angst bei Wilding und Henkelmann, sich handfeste Argumente anzuhören. Kuhn: "Wir können von heute auf morgen etwa 400 000 Euro einsparen. Das ist doch viel besser, als 13 Millionen Euro zu verpulvern", sagt Kuhn. Die Stadt hat errechnet, dass sie ungefähr 13 Millionen Euro dafür zahlen muss, dass die Musiker in Zukunft nicht spielen. Worte der Verärgerung findet Martin Haunhorst, zweiter Konzertmeister bei den Bergischen Symphonikern. Er verteilte an die Ratsmitglieder einen Aufruf mit dem Vorschlag, das Sparpaket abzulehnen. "Bedenken sie bitte, wohin sie bislang die Vorschläge ihrer Verwaltung geführt haben. Genau an den Abgrund, wo sie heute stehen", heißt es in dem Handzettel.

Haunhorst rechnet vor, dass sich die Kosten für das Orchester in den vergangenen zwölf Jahren halbiert haben. "Hat Remscheid heute mehr Geld?", fragt Haunhorst. Wenn Remscheid heute sein Orchester auflöse, verspiele es zudem die Chance, jemals mit Wuppertal und Solingen eine Kultur GmbH für das Bergische Land zu gründen. "Diese Verwaltung ist eine Laienspielschar der übelsten Sorte", sagt Haunhorst.

"McDonald-Niveau"

Wenn heute Abend im Teo Otto Theater "Schwanensee" aufgeführt wird, sitzen nicht die Bergischen Symphoniker im Graben, sondern ein Tourneetheater. "Wir spielen dort nicht, weil Herr Henkelmann zeigen will, dass es auch ohne die Symphoniker geht", sagt Haunhorst. Remscheid gleiche sich damit dem Niveau von Herne und Gummersbach an. Haunhorst nennt diese Entwicklung das "McDonald-Niveau". Überall gebe es nur noch das Gleiche und nichts Eigenes mehr.

(RP)
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