Solingen Olaf Schubert zieht alle Register

Solingen · Der sächsische Kabarettist im Pullunder zeigte im Konzertsaal ein Programm zwischen Komik und Betroffenheit.

Solingen: Olaf Schubert zieht alle Register
Foto: Maren Uhlherr

Der Dresdner Musiker und Kabarettist, der in der Öffentlichkeit nur unter seinem Künstlernamen Olaf Schubert agiert, hat sich mit seinem Bühnen-Alter-Ego eine eigene Kunstfigur erschaffen. Dazu hat sich der Schmalhans-Ossi auch äußerlich mit Vokuhila-Frisur und buntem Pullunder unverkennbar auffallend ausstaffiert. Sicher ist er einer der meist beschäftigten Comedians in Deutschland, mit Auftritten in allen Medien. Allerdings muss man sich im Westen erst an seinen leicht sächselnden und nuschelnden Tonfall gewöhnen. Aber sein Publikum mag es.

Seine Solinger Fans nahmen es ihm auch nicht übel, dass er am Montagabend zu seinem Auftritt im sehr gut besuchten Konzertsaal fast 20 Minuten zu spät kam. Aber jeder Besucher hatte ja sein Smartphone dabei, da kam keine Langeweile auf.

Durch die Verspätung hakte es bei dem Betroffenheitslyriker und Wahrheitsbewahrer etwas am Anfang, aber schnell nahm der Comedian, der sich als intellektueller Stachel im Fleisch der Bourgeoise bezeichnet, den Faden auf und kam in Fahrt. "Wir kommen direkt aus Dresden und mussten erst einmal den braunen Feinstaub dort hinter uns lassen", gab er als ironischen Grund für die Verspätung an.

Seit April 2016 tourt er mit seinem neuen Programm "Sexy Forever" durch die Republik und will damit auch seine sinnliche Seite offenbaren, für die knappen romantischen Momente stand eine Kunstpalme auf der Bühne. Der englischsprachige Titel soll seinen Erfolg in Amerika anbahnen: "Wir fangen aber erst mal in Bulgarien oder Rumänien an".

Bei seiner Kritik am ausufernden Kapitalismus nahm er nur zwei Länder aus, "in Nordkorea und Thüringen herrscht der noch nicht".

Olaf Schubert schrammt in seiner Comedy-Show nicht immer haarscharf an der "Political Correctness" vorbei, er scheut aber auch die schlimmsten Kalauer nicht, und findet manche Pointe unterhalb der Gürtellinie. Der Komiker im Pullunder weiß meist genau, wie weit er gehen kann, allerdings sind die zynischen Wortspiele über Kinderarbeit in Bangladesch dann doch schwer zu schlucken. Das Lachen bleibt manchem Zuhörer im Halse stecken.

Die selbst ernannte "Lichtgestalt aus Dunkeldeutschland" ist auch ein wahrer Meister der Wortspiele und Verdrehungen. Er regt sich darüber auf, dass Frauen im 21. Jahrhundert immer noch weniger verdienen als Männer - und er macht auch wieder eine minimale Pointe daraus: "Ein Zimmermann verdient eben mehr als eine Zimmerfrau".

Musikalisch begleitet wird Olaf Schubert von seinen langjährigen Mitstreitern Stephan und Jochen an Bass und Gitarre. Er selbst beschränkte sich beim versprochenen "Sachsen-Soul" und seinen absurden Liedern hauptsächlich auf das Bespielen der Triangel. Das ist auch eine Kunst. Die beiden Musiker mussten manch derben Spaß über sich ergehen lassen, die Schuld für jeden Ausrutscher im Programm bekam immer der Gitarrist.

Ob überhaupt jemand "Sexy Forever" sein kann, diese Frage wurde im Konzertsaal des Solinger Theaters nicht beantwortet. Die Fans von Olaf Schubert hatten jedenfalls einen sehr unterhaltsamen Abend. Auch der kleinste Scherz wurde mit Lachsalven belohnt, und ebenso geizte das Publikum nicht mit begeistertem Applaus den ganzen Abend über bis zum Schluss.

(wgu)
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