Solingen O-Quartier: Streit ums Geld

Solingen · Die Bezirksvertretung pocht auf die Zusagen des Investors. Dieser fordert zur Attraktivierung der Düsseldorfer Straße die finanzielle Beteiligung der Einzelhändler.

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als käme die Planung des Ohligser Großprojektes wesentlich zügiger voran als die Realisierung des Einkaufszentrums in der Innenstadt. Doch während nun die Abrissarbeiten auf dem Karstadt-Areal unaufhaltsam fortschreiten, und der Termin für die Sprengung des Turmhotels immer näher rückt, debattieren Investor, Politik und Einzelhändler in Ohligs noch übers Geld.

Auch Ausstieg ist möglich

Die Misstöne waren deutlich, nachdem Karl-Heinz Schmidt vom Stadtdienst Planung und Mobilität und Architekt Markus Rathke auf der Sitzung der Bezirksvertretung Ohligs über die Planungen zum O-Quartier referierten.

Zusätzlich zu den Investitionen auf dem ehemaligen Olbo-Gelände und dem Ohligser Markt stellt die Investorengruppe Graf von Thun und Hohenstein Veith ab Baubeginn weitere 250 000 Euro für die Modernisierung der Fußgängerzone in der Düsseldorfer Straße zur Verfügung.

Dafür verlangt sie aber eine ebenso hohe finanzielle Beteiligung der Einzelhändler und womöglich auch der Stadt, die zu diesem Zweck eine Interessengemeinschaft bilden sollen. Diesem Ansinnen erteilten die Stadtteilpolitiker eine klare Absage. Wenn der Investor die zugesagte Geldsumme nicht ohne Bedingungen zahle, gebe es unter den städtebaulichen Vertrag keine Unterschrift, stellte Bezirksbürgermeister Marc Westkämper (CDU) klar.

Er hält sogar einen Ausstieg aus dem ehrgeizigen Projekt für möglich, wenn der Investor die Summe nur unter der Vorbedingung einer Beteiligung der benachbarten Geschäfte auszahlen will.

Klaus Blasberg (SPD) äußerte Verständnis für die Forderungen des Investors. Wer von Baumaßnahmen profitiere, könne sich nicht gänzlich vor einer Beteiligung verschließen. Allerdings wies Blasberg auch auf die schwierige Finanzlage der Geschäftsinhaber hin: "Wie sollen die Einzelhändler 250 000 Euro aufbringen, wenn sie sich schon die Finanzierung der Weihnachtsbeleuchtung kaum leisten können?"

Der Investor ist indes bemüht, die Wogen zu glätten. "Wir geben die 250 000", versicherte Projektleiter Wolfgang Düster im Gespräch mit unserer Redaktion und relativierte die Bedingungen an die Geschäftsinhaber: "Wir sind froh, wenn von den 130 Einzelhändlern auf der Düsseldorfer Straße die ersten 20 bis 30 mitmachen."

In ersten Gesprächen habe er positive Signale vernommen. Das aufgebrachte Geld könnte zum Beispiel in moderne Straßenlaternen, eine neue Bestuhlung oder die Umgestaltung der gemauerten Blumenfassungen in der Düsseldorfer Straße fließen. Markt und Fußgängerzone sollen ein möglichst einheitliches Bild abgeben.

Den gewünschten Anteil der Interessengemeinschaft, der im Zeitraum von drei Jahren aufgebracht werden soll, rechnet Düster klein: "Wenn von 130 Händlern jeder 2000 Euro in drei Jahren gibt, sind das 660 pro Jahr und nur 50 Euro pro Monat." Ein Scheitern des Projekts hält Düster für ausgeschlossen. Ratsmitglied Carsten Becker (CDU) rief die Parteien zu einer raschen Einigung auf: "Wir können nicht so lange diskutieren, bis der Zug abfährt."

Inhaltlich stießen die Ergänzungen in den Plänen zum O-Quartier auf Zustimmung. Das Konzept eines optisch markanten Gebäudes aus den Bestandteilen Backstein, Glas und Schiefer und die direkte Anbindung an den Marktplatz fanden ein positives Echo. Zur nächsten Sitzung am 13. Februar 2012 soll der Bauleitplan der Bezirksvertretung vorliegen.

(RP)
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