Solingen Nur 15 Grad im Schlafzimmer

Solingen · Ein Ehepaar klagt vor dem Landgericht gegen eine Solinger Genossenschaft. In drei Nächten wurden im Schlafzimmer der Wohnung nur 15 und einmal nur 14 Grad erreicht worden, obwohl die Heizung voll aufgedreht war.

Solingen: Nur 15 Grad im Schlafzimmer
Foto: AP, AP

Thilo Sarrazin, derzeit in der Kritik wegen seiner Äußerungen zum Integrationswillen von Migranten, machte bereits vor zwei Jahren Schlagzeilen. Damals schlug der entlassende Vorstand der Deutschen Bundesbank noch in seiner Funktion als Berliner Innensenator vor, die Menschen mögen sich dicke Pullover anziehen, dann seien 15 oder 16 Grad Raumtemperatur durchaus auszuhalten.

Dieser Ansicht konnte sich seinerzeit kaum jemand anschließen, und auch ein Solinger Ehepaar, Mieter bei einer Wohnungsbaugenossenschaft, findet 15 Grad oder in einer Nacht sogar nur 14 Grad im Schlafzimmer viel zu kalt. An drei Tagen soll das im Januar und Februar so gewesen sein, doch das Amtsgericht wies die Klage ab und argumentierte: Die Wärmeanforderungen für Wohnraum sind nachts geringer als tagsüber.

Ein zeitweises Absinken der Temperatur auf 15 Grad ist nachts, wo geschlafen wird und man Decken und Bettwäsche verwenden kann, von den Mietern hinzunehmen. Hinnehmen will das Ehepaar das aber nicht, daher ist heute ein Berufungstermin vor dem Landgericht.

"18 Grad nachts sind annehmbar, 17 auch noch, Temperaturen drunter nicht mehr, wenigstens nicht über eine längere Zeit,", findet Gerlinde Rothlübbers vom Mieterbund Rheinisch-Bergisches Land.

Die Geschäftsführerin sieht in zu niedrigen Temperaturen in Wohnräumen sogar eine Gesundheitsgefährdung. "Vor allem alte, kranke Menschen oder Babys und Kleinkinder sind gefährdet, weil ja bei zu niedrigen Temperaturen auch alles feucht und klamm wird", sagt die Expertin. Ein junger, gesunder Mensch sei da schon weniger gefährdet. Mietern rät sie, im Zweifelsfall die Einhaltung einer Mindesttemperatur mit dem Vermieter vertraglich festzulegen. Überhaupt sei das Problem, die zu niedrigen Temperaturen nachzuweisen.

Wer die Temperatur in den Räumen um ein Grad reduziert, spart durchschnittlich sechs Prozent Energiekosten, weiß Energieberater Florian Bublies von der Verbraucherzentrale. Dennoch rät auch er dringend, die Temperaturen nicht zu sehr zu minimieren. 18 Grad sollten es schon sein, wenn man Feuchtigkeit vermeiden will, sagt der Experte.

Selbst wer nachts im Winter bei zehn Grad und offenem Fenster schlafe, solle dafür sorgen, dass die Temperatur im Schlafzimmer und auch allen anderen Räumen mindestens 18 Grad betrage. "Da muss man gegebenenfalls auch tagsüber mal heizen, auch wenn niemand im Raum ist", sagt Bublies. Andernfalls würden die Wände zu sehr auskühlen. "Dann bekommt man es nicht mehr warm, das Zimmer wird zum Kühlschrank."

(RP)
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