Kooperation in Solingen Schon 300 Patienten im „Neurozentrum“

Solingen · Das Solinger Klinikum, die St. Lukas Klinik und die Radprax-Gruppe arbeiten seit gut einem Jahr zusammen, um Schlaganfall-Patienten schnell zu behandeln. Notfälle machen die Hälfte der Behandlungen aus.

 Ihr wurde  dank des Neuro­zentrums schnell geholfen: Andrea Kutscha mit Dr. Ralf Buhl, Professor Dr. Marcel ­Dihné und Dr. Hannes Nordmeyer (v.l.).

Ihr wurde dank des Neuro­zentrums schnell geholfen: Andrea Kutscha mit Dr. Ralf Buhl, Professor Dr. Marcel ­Dihné und Dr. Hannes Nordmeyer (v.l.).

Foto: Alexander Riedel

Als sie Kopfschmerzen bekam, dachte Andrea Kutscha zunächst an eine aufziehende Grippe. Als sie dann aber beim Aufpumpen ihres Fahrradreifens zusammensackte und massive Übelkeit hinzukam, riet ihr eine Freundin, den Notarzt zu rufen – die einzig richtige Entscheidung: Die Ärzte im Städtischen Klinikum stellten bei der 48-Jährigen eine Hirnblutung fest – in einem Areal, in dem ein operativer Eingriff riskant gewesen wäre. So schickte man Kutscha zur Neuroradiologie der Radprax in den Räumen der St. Lukas Klinik. Dort wurde das betroffene Gefäß über einen Katheter mit winzigen Platinspiralen von innen verschlossen.

Inzwischen gehe es ihr wieder gut, betont Kutscha. Ihr Beispiel zeigt, wie die Zusammenarbeit von Klinikum, St. Lukas Klinik und Radprax-Gruppe funktioniert. Vor gut einem Jahr gründeten sie zusammen das „Neurozentrum Solingen“ und versorgen gemeinsam Patienten mit Erkrankungen, die zu Störungen der Blutversorgung in Hirn oder Rückenmark führen.

Zurückgreifen können die Partner dabei auf das ebenso lang existierende Katheter-Labor an der Schwanenstraße. „Wir können die Bevölkerung nun schneller versorgen“, erklärt Professor Dr. Marcel Dihné, Chefarzt Neurologie und Stroke Unit an der St. Lukas Klinik. In früheren Jahren hätten Patienten für eine solche Einrichtung in andere Städte verlegt werden müssen – verbunden mit dem Risiko, wertvolle Zeit zu verlieren, die bei solchen Erkrankungen über Leben und Tod oder eine bleibende Behinderung entscheiden kann.

Geholfen hat das „Neurozentrum“ schon vielen Menschen: 300 Patienten wurden im ersten Jahr im Katheterlabor behandelt. Bei rund 100 davon entfernten die Fachärzte ein Blutgerinsel der hirnversorgenden Gefäße bei einem Schlaganfall. Andere erhielten einen Stent, um verengte Hirnarterien zu erweitern. Notfalleingriffe hätten die Hälfte der Behandlungen ausgemacht, berichtet Dr. Hannes Nordmeyer, leitender Arzt der Radiologie und Neuroradiologie bei der Radprax im Gebäude der St. Lukas Klinik. „Die Bedürftigkeit war da“, fasst Radprax-Geschäftsführer Dr. Heiner Steffens zusammen. Weitere Kooperationen in anderen medizinischen Bereichen seien wünschenswert. Und Dr. Ralf Buhl, Chefarzt der Neurochirurgie am Städtischen Klinikum prognostiziert: „Die Zahl der Patienten wird weiter wachsen.“

Flankiert werden die neuen Behandlungsmöglichkeiten durch ein Beratungsangebot. Schließlich fördern moderne bildgebende Verfahren zunehmend auch bislang unauffällige Aneurysmen zutage. In solchen Fällen müsse man sorgfältig mit den Patienten abwägen, ob ein Eingriff notwendig sei oder ob zunächst eine Beobachtung genüge, erklärt Dr. Hannes Nordmeyer von der Radprax in der St. Lukas Klinik.

Für Andrea Kutscha beginnt nach der Hirnblutung und dem nötigen Eingriff im Juni übrigens wieder der normale Berufsalltag. Mit Blick zurück betont sie: „Ich habe in jeder Hinsicht Glück gehabt“.

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