Solingen Neuer Realitätssinn im Ittertal

Solingen · Vor einem Jahr hat die Neue Arbeit Ittertal, die vom Förderverein getragen wird, den Betrieb der Freizeitanlage übernommen. 50 000 Euro Insolvenz-Summe sind bereits abgelöst, und es werden schwarze Zahlen geschrieben.

Wasser: angenehm erfrischend; Luft: sommerlich. Auf eine Rekordsaison steuert das Ittertal mit dem Freibad zu. "In dieser Woche werden wir die Marke von 30 000 Besuchern knacken", ist Bernd Reinzhagen, Vorsitzender des Fördervereins, überzeugt. Schon heute liegt die Zahl der verkauften Eintrittskarten über denen des gesamten vergangenen Regensommers. "Und die großen Ferien habe ja gerade erst begonnen. Die Wettervorhersage ist super", freut er sich auf die umsatzstärksten Wochen. Überhaupt habe es sich wirtschaftlich trefflich entwickelt.

Im Frühjahr vergangenen Jahres hat man diesen Positivschritt nicht zu hoffen gewagt, als der Förderverein nach der Insolvenz der Sport- und Kulturzentrum Ittertal gGmbh die frisch gegründete Neue Arbeit Ittertal als 100-prozentiger Gesellschafter übernahm. Heute, bilanziert Reinzhagen, habe der Förderverein 80 Mitglieder, die Insolvenzsumme von 50 000 Euro sei bereits abgelöst, "und wir schreiben schwarze Zahlen."

Schon 100 000 Euro investiert

Auf die Euphoriebremse tritt er dennoch: "Wir müssen uns konsolidieren, wollen finanzielle Rücklagen schaffen. Die großen Investitionen kommen noch." Der Sanierungsstau ist immens im Ittertal. Dabei wurden in einem Jahr bereits 100 000 Euro investiert, in die Erneuerung des Dachs des Ittertal-Restaurants "Quitte", in neue Schlittschuhe und die Eis-Aufbereitungsmaschine, in die Erneuerung des Beach-Soccer-Feldes und die von Freibad-Pumpen etwa.

Ralf Wagner ist Geschäftsführer der Neue Arbeit Ittertal, die 99 Mitarbeiter beschäftigt, davon 85, die über Beschäftigungsmaßnahmen fürs Leben und für den Arbeitsmarkt gestärkt werden. Unter ihnen ist der 21-Jährige, der nach der Schule in keinem Job Fuß fassen konnte, aber auch der 55-Jährige, der nach 30 Jahren im Unternehmen seinen Arbeitsplatz verlor.

"Wir sind sehr optimistisch, was die Zukunft der neuen gemeinnützigen GmbH angeht. Von der derzeitigen Sommer-Wettereuphorie lassen wir uns aber nicht tragen", unterstreicht der 49-Jährige Geschäftsführer.

Das steht für den neuen Realitätssinn, der eingekehrt ist. Als entscheidend für den Schritt in die Wirtschaftlichkeit bezeichnet Wagner das Herunterdrücken der Verwaltungskosten. Von drei Vollzeitstellen sei der Apparat auf nur noch eine Vollzeitstelle sowie eine Kraft auf 400-Euro-Verdienstbasis heruntergeschraubt worden.

"150 000 Euro", erläutert Fördervereins-Vorsitzender Reinzhagen, "haben wir bei den Verwaltungskosten jährlich eingespart." Durch ehrenamtliches Engagement werde dies in der Neuen Arbeit Ittertal aufgefangen, aber auch durch das Abstoßen von Geschäftsbereichen. Beispiel: Der Beroma-Laden in der Hasseldelle ist vom dortigen Nachbarschaftsverein "Wir in der Hasseldelle" übernommen worden.

Förderer und Sponsoren

"Wir sind glücklich und zufrieden, wenn wir die Anlage so erhalten können" – Reinzhagen, der evangelische Pfarrer in Wald, bleibt mit den Füßen auf dem Boden, erteilt kühnen Projekten eine Absage und verweist auf ein starkes Team sowie zahlreiche Förderer und Sponsoren, die hinter allem stehen. Und er steckt erreichbare Ziele ab: "Vielleicht kommt eines Tages eine große Wasserrutsche am Freibadbecken."

(RP)
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