Solingen Neuer Kaufinteressent fürs O-Quartier

Solingen · In nächster Zeit will ein Investor - in Abstimmung mit dem bisherigen Eigentümer - mit der Stadt reden. Beobachter beurteilen die Erfolgsaussichten aber skeptisch und geben sowohl Stadt als auch Eigentümer die Schuld am Stillstand.

Die Geduld der Ohligser in Sachen O-Quartier wird weiter auf harte Bewährungsproben gestellt. Denn noch immer streiten die Stadt Solingen und der Eigentümer des alten Olbo-Areals, die Bayreuther Entwicklungsgesellschaft Graf von Thun und Hohenstein Veit, über die Größe sowie vor allem über die Ausrichtung des neuen Einkaufscenters, das eigentlich schon längst auf dem seit 2007 brachliegenden Grundstück im Herzen des Stadtteils stehen sollte.

Dabei halten viele Experten das Vorhaben an sich, in Ohligs eine Shoppingmall zu bauen, nach wie vor für ein lohnendes Projekt. So gibt es inzwischen einen neuen Interessenten, der sich vorstellen kann, das Gelände am Ohligser Marktplatz vom bisherigen Investor zu übernehmen. Das bestätigte gestern noch einmal Stadtdirektor Hartmut Hoferichter, der ankündigte, in der nächsten Zeit einen Gesprächstermin mit dem potenziellen Käufer vereinbaren zu wollen. Der Interessent habe sich nämlich erst vor kurzem sowie in Abstimmung mit Graf von Thun und Hohenstein Veit bei den zuständigen Stellen im Rathaus gemeldet, betonte Hoferichter auf Anfrage unserer Redaktion.

Inwieweit diese möglichen Verhandlungen am Ende aber einen Durchbruch in der nun schon seit Jahren andauernden sprichwörtlichen Hängepartie um das O-Quartier bringen werden, bleibt einstweilen ungewiss. Bei der Stadt gab man sich am Mittwoch jedenfalls zunächst eher zurückhaltend über die Erfolgsaussichten des Treffens - zumal die bisherige Erfahrung zeigt, dass vor allem die unterschiedlichen Vorstellungen von Verwaltung sowie Investor über die zukünftige Konzeption des Centers zuletzt stets einer Einigung im Wege gestanden haben.

Beispielsweise will die Stadt, dass der Anteil der Wohnfläche im O-Quartier - im Gegensatz zu den ursprünglichen Planungen - merklich erhöht wird. Und darüber hinaus ist das Rathaus auch nicht einverstanden mit der Belegung, so wie sie Graf von Thun und Hohenstein Veit vorsieht.

Wobei letztgenannter Punkt nicht nur beim Investor selbst auf Unverständnis stößt. "Dass die Verkaufsfläche mit Hilfe eines neuen Bebauungsplans, den die Stadt beschlossen hat, reduziert wird, geht ja durchaus in Ordnung", sagte gestern ein Experte aus der Branche. Gleichwohl sei der vom Grundstückseigentümer präsentierte Mix an Geschäften sehr wohl angemessen. "Die Stadtverwaltung kann doch nicht ernsthaft erwarten, solche Marken nach Ohligs zu ziehen, die sich sonst lediglich in Köln oder Düsseldorf ansiedeln", kritisierte der Fachmann, der dementsprechend die Schuld für die jahrelangen Verzögerungen auch im Rathaus sieht.

Indes müsste anderen Insidern zufolge Graf von Thun und Hohenstein Veit seinerseits ebenfalls Abstriche machen. Gerade wenn es darum gehe, das Olbo-Grundstück an einen neuen Investor zu veräußern, sei der bislang verlangte Kaufpreis entschieden zu hoch. Die Rede ist von einem Betrag im oberen einstelligen Millionenbereich - was wiederum nach dem Dafürhalten von Experten den Verdacht nährt, dass Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit als Geschäftsführerin der gleichnamigen Entwicklungsgesellschaft in Wirklichkeit gar nicht an einem Verkauf des Areals im Zentrum von Ohligs interessiert sein könnte.

Tatsächlich hatte die Geschäftsfrau immer wieder betont, ihr sei an einer Veräußerung des Grundstücks nicht gelegen. So machte die Gräfin zuletzt erst vor gut einem Monat gegenüber unserer Redaktion deutlich, sie beabsichtige nicht, das Projekt an einen anderen Entwickler abzugeben.

(or)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort