Debatte im Neubau Neue Solinger Sparkasse ist eine Verbesserung im Vergleich zu früher

Meinung | Solingen · Die Erwartungen manches Solingers an die eigene Stadt sind nach wie vor sehr hoch. Zu hoch, wie nun einmal mehr die jüngste Debatte um das Aussehen der neuen Sparkassen-Zentrale zwischen Kölner Straße und Neumarkt zeigt. Gerade angesichts des großen Sanierungsbedarfs in der City täte man gut daran, einen realistischen Blick auf das in Solingen Mögliche zu entwickeln.

Die Baugesrüste sind seit gut einer Woche von der Fassade der neuen Sparkassen-Hauptstelle in der Innenstadt verschwunden.

Die Baugesrüste sind seit gut einer Woche von der Fassade der neuen Sparkassen-Hauptstelle in der Innenstadt verschwunden.

Foto: Marrtin Oberpriller/Martin Oberpriller

Es ist immer wieder interessant: Viele Dinge beginnen erst dann, ihren ganz eigenen Charme zu entwickeln, wenn es sie nicht mehr gibt. Fast ist es so, als würde es sich dabei um ein Naturgesetz handeln – das sich nun bei der früheren Bebauung auf dem Areal der neuen Solinger Stadt-Sparkasse einmal mehr zu bewahrheiten scheint.

Anders ist die nostalgische Verklärung des alten Zustandes durch viele Zeitgenossen jedenfalls nicht zu erklären. Denn tatsächlich gehörten der alte Sparkassen-Parkplatz sowie die benachbarte Bebauung am Neumarkt zu den mit Abstand unansehnlichsten Stellen in der an baulichen Sünden nicht eben armen Solinger City. Im Vergleich dazu stellt die neue Sparkasse auf jeden Fall eine Verbesserung dar. Diese ist halt ein moderner Zwckbau – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Dass der Neubau ein architektonisches Juwel werden würde, war von Beginn an kaum zu erwarten. Vielmehr fügt sich das Gebäude, das am Ende immerhin rund 100 Millionen Euro gekostet haben wird, in die Umgebung ein – und das sogar recht gut. Denn durch die neue Sparkasse an der Südwest-Ecke des Neumarktes vermittelt der zentrale Platz in der Solinger City von nun an einen in sich geschlossenen Eindruck, ohne dass der Neubau den offenen Charakter des Platzes zerstören würde.

Die Maße der Sparkasse stimmen also. Gleichwohl soll an dieser Stelle ebenso wenig verschwiegen werden, dass die neue Anmutung der Peter-Knecht-Straße vor allem für die dort ansässigen Geschäftsleute zunächst wirklich noch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Dort wirkt der Neubau aufgrund seiner Größe im Vergleich zu der engen Straße durchaus recht dominierend – wobei es wahrscheinlich eine Frage der Zeit ist, bis sich das Auge des Betrachters auch an diese neuen Dimensionen gewöhnt hat.

Tatsächlich verweist die zuletzt im Internet laut gewordene Kritik an dem Neubau der Stadt-Sparkasse auf ein tiefer liegendes Problem, das sich in den nächsten Jahren wahrscheinlich noch öfter zeigen wird. Die Ansprüche vieler Solinger an die eigene Stadt – und hier insbesondere die Erwartungen an die Innenstadt – sind unrealistisch.

Gerade angesichts des augenblicklich beinahe überall sichtbar werdenden Niedergangs müssen die Forderungen wohl oder übel nach unten geschraubt werden. Sollte es in den nächsten Jahren gelingen, die vielen sanierungsbedürftigen Ecken in der City auf einem ähnlichen Niveau wiederzubeleben, wie es nun mit der neuen Sparkasse gelungen ist, wäre in der Tat schon eine ganze Menge gelungen. Das Verharren im Heute bringt die City jedenfalls keinen Schritt weiter. Im Gegenteil – so würde lediglich das Gestern zementiert.