Theater und Konzerthaus Solingen Im Theater sitzt man jetzt ganz neu

Solingen · Dank Weitsicht und Eigenleistung hat die Bestuhlung mindestens eine halbe Million Euro an Kosten erspart.

Goethe soll es so gesagt haben. Anselm Feuerbach und Paul Klee auch. Und auch der bergische Maler Walter Wohlfeld mochte den Satz: „Zur Betrachtung eines Bildes gehört ein Stuhl.“ Im Gegensatz zum stehenden Begaffen, fördert das Sitzen Konzentration und Kontemplation. Aber was ist, wenn der Stuhl ein unbequemer Hocker ist ? Dann ist es bald aus mit dem Kunstvergnügen.

„Wer ins Theater geht, nimmt seinen Sitz ja erstmal nicht so bewusst war“, sagt Klaus-Peter Voigt, Technischer Leiter des Theater und Konzerthauses. Man sucht seine Platznummer und setzt sich einfach. Wem es aufgefallen sein sollte, dass sich sitztechnisch einiges im Theater verändert und verbessert hat, hat gemerkt, dass nach und nach in den vergangenen beiden Jahren die Bestuhlung ausgetauscht wurde. Zuletzt war der Rang in den Sommerferien an der Reihe. „Ab dieser Saison sitzt man ganz neu im Theater.“

Das war auch fällig, da die alte Bestuhlung aus den Anfängen der 90er Jahre stammte. „Nach 25 Jahren löst sich die Kunststofffüllung der Sitze langsam auf.“ Da ist dann nichts mehr mit Bequemlichkeit. Als Klaus-Peter Voigt in den 80er Jahren im Theater und Konzerthaus anfing, gab es da noch die Bestuhlung aus der Zeit des Baues 1963. „Da hatte sich die Polsterung schon fast aufgelöst. Man saß mehr oder weniger auf einer Holzplatte mit einem Stück Stoff drauf.“

Bei der Neugestaltung in den 90er Jahren haben Voigt und seine Kollegen den richtigen Schritt getan, der bei der heutigen Sitzsanierung die Stadt einige hunderttausend Euro Kosten erspart. „In Deutschland gab es nichts Passendes, aber in Spanien haben wir einen Hersteller gefunden, der mit einem Modulprinzip arbeitet.“ Das heißt: Es wird mit genormten, austauschbaren Teilen gearbeitet. Die ganze Unterkonstruktion der Sitze im Theater konnte also bleiben. Darauf wurden dann neue Sitz- und Rückenpolster sowie auf dem Rang Kopfstützen montiert.

„Im Parkett war das eine einfache Sache. Man muss nur ein, zwei Schrauben lösen und kann das entsprechende Teil austauschen.“ Auf dem Rang, der in den Sommerferien neue Sitze bekam, war es etwas schwieriger. Im Vergleich zum Parkett steigen dort die Sitzstufen steiler an. Das machte zum einen die Montage etwas komplizierter und auch die Kopfstützen nötig, die die Sitze erhöhen. „Ohne die Kopfstütze wäre die vordere Rückenlehne unterhalb des Knies.“ Da könnte man also durchaus mal flott ins Parkett stürzen.

„Mit den Kosten sind wir unter 100.000 Euro geblieben“, erläutert der Technische Leiter. Zum einen liegt es an dem Modulsystem, zum anderen daran, dass die Montage in Eigenarbeit der Technikmitarbeiter erfolgte. „Ohne das hätte es 600.000 bis 700.000 Euro kosten können.“ In dieser Rechnung sind die nicht abschätzbaren Kosten einer Komplettsanierung drin, die gekommen wären, wenn die Bestuhlung komplett mit Unterbau hätte ersetzt werden müssen. 813 Plätze hat das Theater. Sitze wurden für 850 bestellt. Voigt: „Machmal geht doch ein Polster kaputt.“ Gelegentlich wird sowas auch mal mutwillig gemacht, wie der Technikchef weiß. Da ist eine Reserve schon nötig.

Eine besondere Reserve hält auch der spanische Hersteller für die nächsten zehn Jahre bereit. „In der großen Lagerhalle dort sieht es aus wie im Bienenstock: wändehoch alles voller Waben.“ Auf einer Wabe steht: „Solingen“. Lichtdicht verpackt sind dort die Stoffe für die Sitzbezüge im Theater eingelagert. Falls also einmal Nachschub benötig wird, gibt es den im Originalfarbton.

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