Galerie der Solinger Künstler startet neue Ausstellungsreihe : Mit dem Ohr der Erinnerung
Solingen Studenten aus Weimar und Barcelona sind zu Gast in der Galerie SK.
Mit der Ausstellung, die am Sonntag um 15 Uhr in den Güterhallen eröffnet wird, stellt die Galerie SK auch ein neues Ausstellungsformat vor. Jeweils einmal im Jahr sollen die Räume ab sofort der Nachwuchsförderung zur Verfügung stehen und die Einzelausstellungen regionaler und überregionaler Künstler ergänzen. „Wir freuen uns, für die erste Ausstellung dieser Reihe Studenten der Bauhaus-Universität Weimar, der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt und der Universität Barcelona Pompeu Fabra in Solingen zu präsentieren,“ erklärt die Vorsitzende des Vereins der Solinger Künstler, Susanne Müller-Kölmel.
Die beiden in Weimar lehrenden Dozentinnen Dr. Teresa Carrasco (Elektroakustische Komposition) und Yvonne Graefe (Architektur) sind die Initiatorinnen eines hochschulübergreifenden und interdisziplinären Projekts, das Studenten der unterschiedlicher Fachrichtungen zusammenführt zur gemeinsamen Bearbeitung eines historisch-politisch brisanten Themas: die Spuren des Nationalsozialismus und des Franquismus in Deutschland und Spanien.
Auf den ersten Blick kein einfaches Thema, doch die Dozentinnen betonen die Relevanz in Bezug auf den aufkeimenden Rechtspopulismus. „Wir haben zwei Fachmodule angeboten, die sich mit Raum-Klang-Installationen beschäftigten und inhaltlich ein Konzept zur Aufarbeitung der Diktaturen in Deutschland und Spanien entwickelten. Studenten erforschten räumlich und akustisch Plätze der diktatorischen Vergangenheit jeweils vor Ort: in Weimar, Buchenwald und Barcelona.“
Ausgewählte künstlerische Ergebnisse dieses Projekts, die jetzt in der Galerie SK gezeigt werden, spiegeln das breite Spektrum künstlerisch-medialer Umsetzungen und reflektieren sensibel die Einflussnahme akustischer Phänomene auf die Raumwahrnehmung. Raum-Klang-Installationen und Video-Arbeiten leisten Erinnerungsarbeit, erschließen verdeckte Spuren der Vergangenheit in der Wahrnehmung von Gegenwart und schaffen einen künstlerischen Dialog über akustische, räumliche und visuelle Reize.
Der Kolumbianer Alejandro Weyler, Student in Weimar, hat den Klang der Glocke des Freiheitsturms der Gedenkstätte Buchenwald digitalisiert und rekonstruiert die Frequenzen in Echtzeit mittels des Umgebungssounds der Solinger Galerie. So schlägt alle Viertel Stunde die Glocke im gleichen Frequenzton wie in Buchenwald und ist doch Ergebnis der unmittelbaren Gegenwart vor Ort. So werden Distanzen überwunden und historisches Bewusstsein aktiviert.
Die beiden Dozentinnen haben ebenfalls eine Klang-Installation zur Ausstellung beigesteuert. Mit Buchenholz aus Buchenwald ist eine Anordnung einfacher Holzformen modellhaft erstellt, die aus dem Lageplan des ehemaligen Konzentrationslagers generiert wurde. Die Namen der Inhaftierten ertönen im Raum. Die minimalistische Komposition in Weiß und Hellbraun verweist durch die akustische Ebene auf den erschütternden Kontext.