Solingen Neue Adresse für Jugendliche auf Jobsuche

Solingen · Seit dem 1. September hat das Team Jugend des Jobcenters seine Büros im alten Finanzamt in Mitte. Zunächst einmal für drei Jahre wird von dort aus Schulabgängern aus sozial schwachen Familien bei ihrem Weg ins Leben geholfen.

 Teamleiter Peter Bernecker (l.) und Jobcenter-Chef Mike Häusgen vor dem Meistermann-Fenster im alten Finanzamt. Die Behörde belegt dort für die nächsten drei Jahre die zweite und die dritte Etage.

Teamleiter Peter Bernecker (l.) und Jobcenter-Chef Mike Häusgen vor dem Meistermann-Fenster im alten Finanzamt. Die Behörde belegt dort für die nächsten drei Jahre die zweite und die dritte Etage.

Foto: Stephan Köhlen

Die Räume sind schon etwas in die Jahre gekommen. Doch davon wollen sich die Mitarbeiter des Teams Jugend beim Solinger Jobcenter nicht beeinträchtigen lassen, wenn es darum geht, ihren Schützlingen auf einen guten Weg ins Leben zu helfen. Bereits seit dem 1. September sitzen die rund 20 Mitarbeiter der Behörde im alten Finanzamt an der Goerdelerstraße in der Stadtmitte, von wo aus sie in den kommenden drei Jahren möglichst viele junge Menschen bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle unterstützen möchten.

Dabei sind es aber nicht allein Hilfen bei der ersten Orientierung im Arbeitsleben, die zum Tätigkeitsbereich von Teamleiter Peter Bernecker und seinen Leuten gehören. Vielmehr, so machten Bernecker sowie der Chef des Jobcenters, Mike Häusgen, gestern bei der Vorstellung des neuen Domizils deutlich, gehe es darum, den Jugendlichen bei vielen Fragen und Sorgen unter die Arme zu greifen. Beispielsweise dann, wenn ein benötigter Schulabschluss fehlt, das Zusammenlaben zuhause mit den Eltern überhaupt nicht mehr klappt, Drogen eine Rolle spielen oder aber aufgrund von Verfehlungen Ärger mit der Justiz droht.

"Es ist zwar keineswegs so, dass alle Jugendlichen, die von uns betreut werden, solche Probleme haben", schränkte Mike Häusgen ein, der darauf verwies, dass es unter jungen Menschen aus Hartz-4-Familien durchaus auch viele gebe, die ohne Schwierigkeiten den Übergang ins Erwachsenenleben schafften.

Gleichwohl sind Häusgen und Teamleiter Bernecker froh, im Zuge der räumlichen Umstrukturierungen eine provisorische Bleibe im ehemaligen Finanzamt gefunden zu haben. "Denn von hier aus haben wir kurze Wege zum Beispiel zur Jugendgerichtshilfe, die im selben Gebäude sitzt. Und auch das Haus der Jugend ist nicht weit", beschrieb Mike Häusgen die Standortvorteile für das Team Jugend, das augenblicklich 2200 junge Solinger zwischen 15 und 24 Jahren unter seinen Fittichen hat.

Wobei sich der Alltag im Finanzamt - wie schon früher in den alten Büros am Rathausplatz - von dem in anderen Behörden doch ganz maßgeblich unterscheidet. "Bei uns wird niemand abgewiesen, weil er keinen Termin hat", unterstrich Teamchef Peter Bernecker, der gemeinsam mit seinen Mitarbeitern eine Art gesellschaftliche Feuerwehr bildet.

Vielfach geht es darum, Dinge nachzuholen, die im Elternhaus nicht vermittelt wurden, oder aber mit anderen Stellen nach Lösungen für die jungen "Kunden" zu suchen. Was im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass die Jugendlichen so etwas wie Narrenfreiheit besäßen. Mike Häusgen: "Es kommt selten vor. Aber natürlich arbeiten wir auch mit Sanktionen."

Diese erfolgen zumeist in Form finanzieller Kürzungen, die indes nicht im Zentrum stehen sollen. Vielmehr ist es das Ziel, alle jungen Leute in eine Ausbildung zu bekommen, weswegen der Jobcenter-Leiter am Dienstag noch einmal an die Betriebe in Solingen appellierte, auszubilden.

So liegt das Verhältnis von Bewerbern und Stellen derzeit bei 2:1. Auch deshalb unterhält das Team Jugend-Partnerschaften, unter anderem bis nach Hessen. Dorthin wurde bislang aber kaum jemand vermittelt. Vielmehr finden Solinger Jobs in Köln und Düsseldorf. In diesem Jahr wurde bereits 200 Jugendlichen eine Lehre verschafft.

(or)
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