Solingen Nebenbuhler fast verblutet

Solingen · Motiv Eifersucht: Wegen versuchten Totschlags muss sich jetzt ein 23-Jähriger verantworten. Er soll dem Geliebten seiner Freundin ein Messer in den Bauch gerammt haben.

Obwohl die 23-Jährige mit ihrem gleichaltrigen Freund zusammen lebte, kam gelegentlich der Liebhaber vorbei, ein überaus trinkfester Mann aus Polen, selbst auch gebunden durch Ehefrau und Kind. In der Ehe hatte der übermäßige Alkoholkonsum des 27-jährigen Mannes inzwischen dazu geführt, das ihn seine Frau vor die Tür setzte. Und auch an dem Freund der 23-Jährigen, die erklärte, beide Männer zu mögen, ging das alles nicht spurlos vorüber.

Am Abend des 16. Januar 2008 war wieder so ein Tag, an dem der Liebhaber seinen Besuch ankündigte. Als er total betrunken durch eine Mixtur aus Gin und Bacardi in der Wohnung des jungen Paares aufkreuzte, eskalierte die Situation, wenig später hatte der ungebetene Gast ein Messer zehn Zentimeter tief im Bauch stecken und war lebensgefährlich verletzt.

Seit Dienstag muss sich der 23-Jährige für diese Tat vor der Schwurgerichtskammer des Wuppertaler Landgerichts verantworten. Bisher hat er zu allen Vorwürfen geschwiegen, so dass sich die drei Berufsrichter und die beiden Schöffen zunächst mit Hilfe von Zeugenaussagen ein Bild von Täter und Opfer machen mussten.

Die drei Hauptakteure in diesem Sozialdrama hatten zum Tatzeitpunkt und davor einiges gemeinsam: etliche Vorstrafen, eine Vorliebe für Alkohol und Drogen und eine Abneigung gegen geregelte Arbeit. Hinzu kam die explosive Dreieckskonstellation. Es sei öfter vorgekommen, dass sie sich mit dem Angeklagten handgreiflich gestritten habe, sagte die 23-Jährige als Zeugin vor Gericht.

Trotzdem habe sie ihn gemocht, wie sie auch das spätere Opfer gemocht habe. Doch als der Messerstecher ihr endgültig die Freundschaft gekündigt habe, sagte sie bei der Polizei falsch aus, "um ihn so richtig rein zu reiten". Stichwunden an den Armen soll er ihr zugefügt haben. Die Narben zeigte die junge Frau bei der Polizei, sagte sie vor Gericht: "Das was alles gelogen. Nachdem er mich verlassen hatte, habe ich mir die Verletzungen selbst beigebracht."

Kaum Licht ins Dunkel bringen konnte auch das Opfer, bei dem bis auf eine Narbe keine Folgen des Messerstiches zurückblieben. "Ich hatte einen Blackout, bevor ich in die Wohnung kam. Ich muss hingefallen sein, denn meine Lippe blutete stark." In der Wohnung des Angeklagten und seiner Freundin habe er sich zunächst das Blut abgewaschen. "Als ich aus dem Bad kam, ging der mit einem Messer auf mich los. Ich bin dann aus der Wohnung gelaufen und an der Bushaltestelle zusammen gebrochen. Als ich wieder wach wurde, war ich schon im Krankenhaus."

Dort retteten die Ärzte mit einer Notoperation das Leben des jungen Mannes, der beinahe verblutet wäre. Heute, so sagte er jetzt vor Gericht, habe er keinen Kontakt mehr zu der 23-Jährigen, die ihren Frust mit den beiden Freunden auf ihre Art überwunden hat: Sie hat geheiratet, und zwar einen ganz anderen Mann. Der Prozess wird am 25. Juni um 9.15 Uhr fortgesetzt.

(RP)
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