Solingen Naziherrschaft wird im Rollenspiel transparent

Solingen · Mit einem historischen Spiel will Olaf Fabian-Knöpges Schülern im Klingenmuseum das Thema Rechtsextremismus deutlich machen.

Die Medaille wurde den Teilnehmern der Winterschlacht 1941/1942 im Osten als deutsche Militärauszeichnung im Zweiten Weltkrieg verliehen. Da die meisten der Ausgezeichneten mit Erfrierungen aus dieser Schlacht heimgekehrt waren, bekam er den zynischen Beinamen "Gefrierfleischorden". Den Namen hat Museumspädagoge Olaf Fabian-Knöpges für sein historisches Spiel gewählt, das er bereits über 50 Mal mit Schülern ab Jahrgangsstufe 10 gespielt hat. Zum 20. Jahrestag des Solinger Bandanschlages möchte der Pädagoge das Stück auch mit Solinger Schülern im Deutschen Klingenmuseum aufführen.

"Im Stück erfahren die Teilnehmer am eigenen Leib, was es bedeutet, Willkür und Gewalt unterworfen zu sein, was passiert, wenn man unter Druck gerät", erklärt Olaf Fabian-Knöpges. Dafür schlüpft der Pädagoge in einer Art Nazi-Uniform, dessen Tragen er sich vom Verfassungsschutz hat genehmigen lassen. Die Schüler übernehmen die Rollen von Zwangsarbeitern, die am Ende den Gefrierfleischorden produzieren müssen. "Auch werden die genötigt, Kniebeugen und Liegestütze zu machen oder zu singen", erklärt der Museumspädagoge sein Spiel, für das die Schüler auch einen oder eine aus ihrer Mitte als Kapo wählen, der neben dem von Fabian-Knöpges gespielten Hauptsturmführer eine gewisse Macht über die anderen ausüben kann. Am Ende darf der Kapo entscheiden, ob er jene Mitschüler, die die Quote bei der Ordensproduktion nicht erfüllt, mit Schlägen bestraft — eine besonders heikle Situation in dem Rollenspiel. Daher hofft der Pädagoge, dass sich in der kommenden Wochen viele Lehrer und Mitarbeiter aus der Jugendarbeit zu dem von ihm geleiteten Einführungsseminar einfinden. "Wenn genug Leute kommen, können sie selbst das Spiel spielen", sagt er.

Ein Lehrer habe bereits die Teilnahme zugesagt, der sich derzeit mit seinen Schülern auf eine Fahrt ins ehemalige Konzentrationslager Buchenwald vorbereitet", erklärt Dr. Isabell Immel, die im Klingenmuseum für die Museumspädagogik zuständig ist. Im Vorfeld wurden die zuständigen Fachbereichsleiter aller Schulen in Solingen und Wuppertal angeschrieben und auf das Projekt aufmerksam gemacht.

Das Projekt "Gefrierfleischorden", ein historisches Spiel zum Thema Zwang und Herrschaft, wurde in Kooperation mit dem Jugendamt Schwerte und unter der Schirmherrschaft des Verfassungsschutzes des Landes entwickelt. Ergänzt wird das Projekt mit dem Thema Rechtsextremismus heute. Für eine Gesprächsrunde kann zu diesem Zweck ein Aussteiger aus der Skinhead-Szene eingeladen werden, der über die Denkweise der Neonazi-Szene berichtet.

(RP/ac)
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