Serie 24 Stunden - 24 Menschen Nachts im OP-Saal

Solingen · Aysun Akbudak reinigt im Klinikum nachts die Ambulanz oder die Entbindungsräume und hält sie für den Einsatz bereit. Die 39-Jährige schätzt das familiäre Miteinander von Ärzten, Pflegern und Reinigungspersonal während der Nachtschicht.

 20 Räume reinigt Aysun Akbudak im Klinikum im Laufe einer Nacht auf ihrer angestammten Etage U1.

20 Räume reinigt Aysun Akbudak im Klinikum im Laufe einer Nacht auf ihrer angestammten Etage U1.

Foto: Stephan Koehlen

Aysun Akbudak bestreitet die Nachtschicht allein. Doch ruhig oder einsam ist es für die Reinigungskraft des Städtischen Klinikums dabei nie, denn in der Zentralen Aufnahmeeinheit (ZAE) ist auch zwischen 22 Uhr und 6.30 Uhr immer Leben. Jederzeit kann ein Rettungswagen mit einem Notfallpatienten eintreffen oder ein Bürger mit akuten Beschwerden um ärztliche Hilfe bitten. Ärzte und Pflegepersonal der Inneren und der Chirurgischen Ambulanz sind hier rund um die Uhr einsatzbereit - auch nachts.

 Das Reinigen und Vorbereiten eines Raumes im Krankenhaus nennt sich Aufbereiten. Für Aysun Akbudak gibt es dabei Regeln: Jeder Lappen darf beispielsweise immer nur für einen Raum genutzt werden.

Das Reinigen und Vorbereiten eines Raumes im Krankenhaus nennt sich Aufbereiten. Für Aysun Akbudak gibt es dabei Regeln: Jeder Lappen darf beispielsweise immer nur für einen Raum genutzt werden.

Foto: Stephan Köhlen

Und so müssen auch die ZAE, der "Schockraum" für die medizinische Erstversorgung, mindestens drei der neun OP-Säle und die Entbindungsräume jederzeit sauber und bereit sein zur Versorgung eines Patienten. Verschmutzte Oberflächen müssen gereinigt werden, Liegen mit einer Papierauflage versehen sowie Einweghandtücher und Desinfektionsmittel wieder aufgefüllt werden. Es ist kurz nach 1 Uhr. Aysun Akbudak tauscht in der Urologie gerade die Papierunterlage der Behandlungsliege aus und wischt alles feucht ab.

Auf dem Putzwagen transportiert sie alles, was sie für die Arbeit benötigt: Lappen, Reinigungsmittel, Wischer. Jeder Lappen wird nur für einen Raum genutzt und später in der Wäscherei gereinigt. Für jeden Einsatzbereich (WC, Fliesen, sonstige Oberflächen) gibt es eigene Eimer, Lappen und Handschuhe. Jeder Raum muss mindestens einmal in 24 Stunden "aufbereitet", also gereinigt und für die Benutzung vorbereitet, werden. Am aufwändigsten ist der OP-Bereich: Nach einer Operation wird der komplette Saal - Boden, Decke, Wände, Gerätschaften - zuerst gereinigt und dann desinfiziert.

Seit 18 Jahren reinigt die in der Türkei geborene Aysun Akbudak schon Krankenhäuser. Es ist ihr Spezialgebiet, in dem sie über Schulungen angelernt wurde. Die letzten zwölf Jahre ist die Ohligserin im Klinikum Solingen tätig. Die Nachtschicht ist Aysun Akbudaks gewohnte Arbeitszeit, die letzten fünf Jahre war sie immer nachts im Einsatz. Für die Abläufe in der Familie zu Hause passt es so am besten, tagsüber hat sie Zeit für ihre Kinder.

Aber auch die nächtliche Arbeit hat für sie etwas Familiäres: "Es haben häufig dieselben Ärzte und Pfleger Nachtschicht", berichtet sie. Man kennt sich untereinander, und als Reinigungskraft gehört sie ganz selbstverständlich zum Team in der ZAE dazu. "Man sitzt auch mit den Ärzten zusammen auf einen Kaffee oder eine Zigarette." Zum guten Miteinander trägt wohl auch bei, dass alle der rund 80 Mitarbeiter des Reinigungspersonals beim Klinikum angestellt sind und nicht von einem externen Dienstleister entsandt werden. Vier Mitarbeiterinnen sind im Wechsel in der Nachtschicht im Einsatz.

Für die 39-Jährige bedeutet eine Nachtschicht eine Menge Arbeit: Insgesamt 20 Räume reinigt sie im Laufe einer Nacht auf ihrer angestammten Etage U1. Die langen Krankenhausflure von Hand wischen muss sie aber nicht, das besorgen Kollegen mit einer fahrbaren Reinigungsmaschine. Sie beginnt gewohnheitsmäßig am späten Abend mit den Räumen der inneren Ambulanz und nimmt sich ab 2 Uhr die chirurgische Ambulanz und den Schockraum vor.

"Das ist mein Plan, solange kein Anruf kommt", sagt sie. Denn über eine interne Rufnummer ist sie während der Nachtschicht stets erreichbar: ein Behandlungsraum muss nach einer Untersuchung wieder "aufbereitet" werden; ein Patient hat sich im Wartebereich übergeben; ein Besucher hat eine Getränkeflasche fallenlassen. In solchen Fällen ist Aysun Akbudak gleich zur Stelle. Drei- bis viermal wird sie pro Nacht gerufen. "Manchmal ist in einer Nachtschicht so viel los wie tagsüber", sagt sie.

(bjd)
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