Solingen Nachtexpress umstritten, aber beschlossen

Solingen · Zufall oder nicht? – Jedenfalls schloss die fünfeinhalbstündige Marathon-Sitzung des Planungsausschusses gerade noch rechtzeitig, um den ersten Bus des Nachtexpresses um 21.50 Uhr zu erwischen. Die Ausdünnung des Busverkehrs in den Nachtstunden hatten die Planungspolitiker zuvor mit klarer Mehrheit von CDU, SPD und FDP beschlossen: Der Nachtexpress kommt mit dem Wechsel auf den Sommerfahrplan zum 30. Mai.

„Hammerhart“ stöhnte gestern einer der Planungspolitiker unter der Last der Diskussionsbeiträge. Auch die Debatte über den Nachtexpress ist zum erwartet emotionalen Schlagabtausch geworden.

Senioren und Jugendliche

„Die große Koalition benutzt den Nahverkehr als Steinbruch“, kritisierte Dietmar Gaida (Grüne) die Rotstiftpolitik der Mehrheitsparteien CDU und SPD beim öffentlichen Personennahverkehr. Dafür würden sie aber jede neue Straße bauen wollen, die ihnen in den Sinn käme. Beim Nahverkehr dürfe aber generell nicht gespart werden. Der Protest muss nach seinen Worten jetzt in die Debatte um den Nahverkehrsplan getragen werden. „Der Nahverkehr wird von den Schwächsten genutzt, Senioren und Jugendlichen“, unterstrich Gaida in der Sitzung. „Jeden Euro, den sie hier einsparen, ist für die soziale Integration in dieser Stadt schlecht.“

Ähnlich äußerte sich Ulrich Hohn (FBU). Heute sei es längst nicht mehr so, dass man mit 18 sogleich einen Führerschein habe. Diesen könnten nämlich immer weniger Jugendliche bezahlen. „Die jungen Leute sind auf den Nahverkehr angewiesen.“

Grüne, FBU und BfS forderten, den Nachtexpress eine Stunde später zu starten, also erst um 22.50 Uhr. Der gemeinsame Antrag fand aber kein Gehör. Nach den Worten von Friederike Sinowenka (SPD) und Arne Moritz (CDU) muss sich das Nachtexpress-Konzept in der Praxis bewähren. Falls es erforderlich würde, müsse es nachgebessert werden. Dies erwartet auch Robert Günther, Vorsitzender des Seniorenbeirates. Sein Standpunkt zur Ausdünnung des nächtlichen Busverkehrs: „Ideal ist es nicht.“ Die Einsparungen seien aber erforderlich. „Insgesamt können wir damit leben.“

Am Nachtexpress ab 21.50 Uhr führt nach den Worten von Stadtwerke-Geschäftsführer Conrad Troullier kein Weg vorbei. Sein Fazit: „Wir können eine Einsparung von 290 000 Euro jährlich erreichen.“

(RP)
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