Solingen Müngsten gegen Ruhrgebiet

Solingen · Bei der Bewerbung der Müngstener Brücke um den Titel "Unesco-Weltkulturerbe" gibt es starke Konkurrenz in NRW. Ende März tagt die Jury erstmals. Es sind Fachleute von außerhalb des Landes. Politik soll außen vor bleiben.

 Die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid ist bis heute die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Sie wurde im Jahr 1897 eröffnet. In den zurückliegenden Jahren waren an dem Bauwerk Schäden aufgetreten.

Die Müngstener Brücke zwischen Solingen und Remscheid ist bis heute die höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands. Sie wurde im Jahr 1897 eröffnet. In den zurückliegenden Jahren waren an dem Bauwerk Schäden aufgetreten.

Foto: Moll (Archiv)

Bodo Middeldorf ist optimistisch und kämpferisch. Der Geschäftsführer der Bergischen Entwicklungsagentur, die das Bewerbungsverfahren der Müngstener Brücke zum Weltkulturerbe bündelt, räumt dem 107 Meter hohen Industriedenkmal, das die Wupper in Müngsten zwischen Solingen und Remscheid überspannt, ziemlich gute Chancen ein. Ein Selbstläufer ist Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke als Kandidat im Wettbewerb um den Titel "Unesco-Weltkulturerbe" aber freilich nicht; Euphorie ist also fehl am Platz.

 Düsseldorf schickt zwei Kandidaten ins Rennen: der historische Stadtkern Kaiserswerths und Schloss Benrath.

Düsseldorf schickt zwei Kandidaten ins Rennen: der historische Stadtkern Kaiserswerths und Schloss Benrath.

Foto: Endermann (Archiv)

"Es wird nicht leicht", sagt Middeldorf im Gespräch unserer Zeitung mit Blick auf die Konkurrenz. Immerhin tritt etwa Mettmann mit dem Fundort Neandertal, das als eine der Geburtsstätten der Menschheit gilt, an — aber auch das Ruhrgebiet, mit ihrer geschichtsträchtigen industriellen Kulturlandschaft aus Zechen, Hochöfen und Stahlkochern.

"Unsere Brücke kann es auf jeden Fall mit jedem Objekt im Ruhrgebiet aufnehmen", betont BEA-Geschäftsführer Middeldorf selbstbewusst. Für ihn hat allein die Bewerbung schon einen "unschätzbaren Marketingwert" für die Bergische Region gebracht; und sie habe dazu geführt, dass die Brücke als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestuft wird.

Neun Mitbewerber

Insgesamt liegen dem Ministerium neun Weltkulturerbe-Bewerbungen vor. Neben der Müngstener Brücke, dem Fundort Neandertal sowie dem Ruhrgebiet treten an: Krefeld mit den Mies-van-der-Rohe-Bauten, Bad Münstereifel mit dem Astropeiler Stockert, Paderborn mit den Urbanen Wasserlandschaften und Münster mit dem Prinzipalmarkt.

Gleich zwei Vorschläge für den Katalog der besonders sehens- und schützenswerten Baudenkmäler hat die Landeshauptstadt Düsseldorf eingereicht: den alten Stadtkern von Kaiserswerth sowie Schloss Benrath, dem allerdings weniger gute Chancen gegeben werden. Denn historische Baudenkmäler aus Europa haben bereits jetzt ein starkes Übergewicht in der Unesco-Liste.

Welche zwei Vorschläge NRW an den Bund schickt (jedes Bundesland wählt zwei Bewerber aus), wird bis 1. August eine fünfköpfige Jury entscheiden. Deren Mitglieder sollen hochqualifiziert sein. Es sind Experten aus den Bereichen Archäologie, Industrie-Denkmalpflege, Architektur, Landschaftsplanung. "Es ist eine reine Fachjury", sagt Ministeriumssprecherin Mirjam Grotjahn. Die Jurymitglieder kommen aus Cottbus, Mainz, Darmstadt und der Schweiz, also extra nicht aus NRW, um keine Nähe zu den Kandidaten aufkommen zu lassen.

Wahl der Jury "unglücklich"

Nach Informationen unserer Zeitung wird jedoch die Berufung eines Jury-Mitgliedes aus Hessen, das vor Jahren in die Internationale Bauausstellung Emscher Park im Ruhrgebiet eingebunden war, als "unglücklich" bezeichnet. Gleichwohl, die erste Jury-Sitzung ist für Ende des Monats geplant. Wenn dann also zu entscheiden ist, mit welchen zwei Vorschlägen Nordrhein-Westfalen in den Wettbewerb um die Aufnahme in die Liste des Unesco-Welterbes geht, dürfte dies gewiss auch von einem politischen Tauziehen hinter den Kulissen begleitet werden. Erwartet wird jedenfalls noch vor der Sommerpause ein Bekenntnis zu den zwei Ausgewählten im NRW-Landtag.

(RP)
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